Guest Column / Gastkolumne: ‘Wonnegau Story’ by / von Thorsten Jordan (Part / Teil 1/4)

Complaints that there isn’t enough German language material on this site are frequently made, and not without good reason.  When it started back is 2007 (albeit in a very different form) there was as much German language content as English language material. In comparison, almost everything I posted the last six months was only in English, for the simple reason that avoiding the delays caused by translation enabled me to be way more productive and agile. But how to redress the language imbalance without slowing myself down to print-media speed? That was the question which confronted me and continues to do so on a daily basis.

In  November 2012 I finally met a very talented young man, Thorsten Jordan  of Heilsbronn close to Nürnberg, who I’d been corresponding by email and through www.weinhier.de with for some time. He’d told that through www.weinhier.de, a German language social networking site, he’d got the chance to work for a young winegrower in the Wonnegau area of Rheinhessen, Andreas Geil of the Helmut Geil estate. That short immersion in the sharp end of wine production had clearly been a decisive experience for him, and since he could clearly write coherently I decided to offer him a guest column to write about it. The result was a four part series about the Wonnegau of which the below is part 1/4. Thorsten isn’t quite 19 years old and is still at high school! I think this series is a remarkable achievement for that age and far beyond anything I could have done when I was his age. Here he describes those hands-on experiences of wine production at the Helmut Geil estate (whose dry Riesling and Grauburgunder wines are highly recommended!) The photographs show Thorsten Jordan entering a stainless steel tank in order to clean it, then reemerging from the tank after cleaning it. That’s literally getting into wine, but not the kind of work most people would be willing to undertake, since it’s dirty. This alone qualifies Thorsten Jordan as a Gonzo Wine Journalist!

PS My humble apologies to those who cannot read German.

Mein Name ist Thorsten Jordan. Ich bin 18 Jahre alt, naja, 18,5 um genau zu sein! Ich besuche die Oberstufe des bayerischen Gymnasiums und bin auch sonst ziemlich normal. Ich unternehme gerne etwas mit Freunden und auch dem Computer schenke ich genug Aufmerksamkeit. Außerdem mache ich gerne lange Wanderungen mit Gepäck! ABER: Seit einem Minijob bei einer Buchhandlung (dessen Inhaber auch Wein verkauft hat) komme ich nicht mehr los von dem Kulturgetränk! Nein, ich bin kein Alkoholiker! Um Gottes Willen! Aber ich beschäftige mich seither sehr intensiv und gerne mit dem Thema Wein. Irgendwann kam mir auch in den Sinn, dass ein Praktikum auf einem Weingut doch eine gute Möglichkeit wäre, etwas tiefer in die Materie einzusteigen. Von meinem zweiten Praktikum (mein erstes fand in Franken statt) möchte ich gerne erzählen, da es auch rund um den Wein viel zu bieten hatte!

Ich kann mich noch genau an den Tag meiner Anreise erinnern (ist ja auch noch nicht allzu lange her!). Es war Sonntag, der 5. August 2012, gegen 15 Uhr. Es war ein heißer Tag und ich saß also im Zug von Ansbach nach Stuttgart. Ich hatte ein lauschiges Plätzchen auf meiner großen Sporttasche im Zwischenabteil, direkt neben den Türen. Na gut, das kann man schon aushalten. In Stuttgart angekommen erfuhr ich dann aber, dass mein Zug ausgefallen war, doch dank der kompetenten Dame am Info-Schalter saß ich innerhalb von 10 Minuten im nächsten Zug.

Damit war der schlimmste Teil vorbei. Um etwa 19 Uhr traf ich dann in Worms ein, wo mich Andreas Geil vom Weingut Helmut Geil in Monzernheim, meinem Bestimmungsort, abholte. Statt mit sachlicher Zurückhaltung wurde ich sofort mit familiärer Freundlichkeit empfangen. Eine Woche war mein Geburtstag her und man zögerte nicht, mit einer Flasche Pinot Cuvée Sekt anzustoßen! Meine erste Begegnung mit der Gastfreundschaft im Wonnegau, es sollte aber nicht die letzte sein!

Das Weingut Helmut Geil in Monzernheim (direkt neben Westhofen) ist mit etwa 9 ha Weinberge relativ klein für rheinhessische Maßstäbe. Außerdem hat es auch nur ein Drittel der Rebfläche meines ersten Praktikumsweingutes. Einen Einblick in einen etwas größeren Betrieb hatte ich also schon. Und als mich Andreas Geil auf „www.weinhier.de“ angeschrieben hat und fragte, ob ich nicht Interesse an einem Praktikum bei ihm hätte, überlegte ich natürlich nicht lange! Ein Zweifel blieb jedoch: Hat ein so kleines Weingut genügend Ressourcen um guten oder hervorragenden Wein zu machen? Das war meine Einstellung. Aber nun zu dem, was ich erlebt habe…

Am ersten Morgen musste ich um 6.30 Uhr aufstehen, um halb 8 fing der Arbeitstag an, das sollte sich die nächsten zwei Wochen (bis auf eine Ausnahme) nicht ändern! Die ersten paar Tage stand die Reinigung des Kellers auf dem Programm. Die Gärtanks mussten sowohl mit Natronlauge als auch mit Zitronensäure gesäubert werden. Weil da man dabei auch nass werden konnte bestand meine Arbeitskleidung aus Gummistiefeln, einer Schürze, Handschuhen und wegen der Lauge und Säure auch einer Schutzbrille. Deshalb wurde ich beim Arbeiten in den Tanks erst ein bisschen entspannter, wenn ich sie einmal komplett mit Wasser ausgespült hatte und die Lauge heraus war. Trotz dessen kam es öfters mal vor, dass man etwas Lauge auf die Haut bekam. Dann musste man eben schnell sein und die Lauge unterm Wasserhahn abwaschen. Ansonsten konnte die Haut schon einmal ganz schön jucken und auch schmerzen. Schlimmer ist es aber, wenn man schon etwas im Weinberg gearbeitet hat. Das macht die Hände unheimlich rau. Dann reißt die Haut an den Fingernägeln oder unter Spannung gerne einmal.  Oder man schneidet sich an Versandkartons (kommt dummerweise auch vor!). Und genau diese Voraussetzungen erfüllten meine Hände, als wir Mitte der Woche von  Natronlauge auf Zitronensäure umstiegen. Deshalb immer schön eincremen. Das hat mir Andreas auch öfters gesagt, aber aus meinem jugendlichen Leichtsinn heraus habe ich das natürlich ignoriert! Das Fazit: Beim Arbeiten gehen die kleinen Wunden und Risse wieder auf. Weil man in den Handschuhen schwitzt zieht man sie aus. Wenn dann noch Zitronensäure hinein kommt schreit man schon einmal auf. Außerdem braucht man ewig zum Auswaschen! Aber halt, ich war ja erst bei Montag!

Montagabend kam dann auch eine Gruppe, die eine Führung durch Weinberg und Weingut, als auch eine Weinprobe gebucht hatte. An diesem Nachmittag (der erst abends endete) lernte ich eine erste wichtige Lektion: Das Leben eines Winzers ist anstrengend. Es kann aber noch anstrengender werden, mit einer Gruppe Rentner vollkommen unterschiedlicher Charaktere und unterschiedlich hohem Interesse an den Hintergründen von Wein. Diese unterschiedlichen Persönlichkeiten alle an einem Abend rundherum zufrieden zu stellen ist eine Meisterleistung! Chapeau!

Die nächste Lektion, die ich gelernt habe war, dass im Leben eines Winzers vieles auch Routine ist. Wie beispielsweise im Weinberg. Beim Reduzieren der Laubwand kommt es auf das richtige Maß an. Die Trauben brauchen Sonne um zu reifen, aber zu viel schadet ihnen, auch sie bekommen dann Sonnenbrand. Am Anfang tat ich mir sehr schwer, das richtige Maß zu finden. Aber nach einiger Zeit ging es sehr gut und auch mein Tempo nahm zu. Ein anderes Beispiel wäre die Reinigung des Kellers. Am Anfang war es noch sehr ungewohnt und ich musste immer wieder fragen, bis ich die einzelnen Arbeitsschritte konnte! Aber nach einiger Zeit wird eben alles zur Routine. Es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Ich hörte in diesen zwei Wochen noch viel über Wein und durfte mich durch das ganze Sortiment probieren (das übrigens erstaunlich vielseitig und empfehlenswert ist!). Eines der Highlights dieser vielen Proben war die Süßwein-Probe. Das Weingut Helmut Geil hat in dem Segment Weine der Sorten Albalonga, Huxelrebe und Riesling zu bieten, von der Spätlese bis hin zur Beerenauslese. Alle zusammen sind sie gut, aber besonders gefällt mir die 2011er Optimus Huxelrebe Auslese. Trotz der Tatsache, dass es eine Beerenauslese ist präsentierte sie sich doch äußerst würzig und vielschichtig. Für mich persönlich einer der tollsten Weine des Guts! Getoppt wird dieses Kunstwerk nur vom 2010er Optimus Grauer Burgunder trocken(die höchste der drei eigenen Qualitätsstufen des Weinguts; den Anfang macht Bonus, dann folgt Melior und die Spitze bildet Optimus). Im Barrique ausgebaut bringt es dieser Wein auf 13% Vol und bietet tolle Aromen von Holz und eine obergeile Vanillenote! Im Mund präsentiert er sich dann typisch für einen Burgunder, nur auf eine deutsche Art und Weise, authentisch eben! Und das alles von solch einem kleinen Weingut…Tja, ein Château entscheidet keinesfalls darüber, ob es ein guter oder ein schlechter Winzer ist, ob er gute oder schlechte Weine macht. Der Mensch ist entscheidend und seine Einstellung gegenüber dem Wein. Plötzlich kam mir meine Einstellung, die ich anfangs hegte, total irreal vor!

Das letzte Erlebnis, von dem ich berichten möchte ist eine Hymne an die Gastfreundschaft des Wonnegau. Ein Bekannter in Monzernheim feierte Polterabend und es wurde kurzfristig entschlossen, dass ich doch einfach mitgehen sollte! Damit war ich total überrannt worden, aber ich ging natürlich trotzdem mit. Das Ergebnis: Die Leute kamen auf mich zu, fragten was ich hier mache und es wurde massenweise Wein getrunken. Wie sollte es auch anders sein! Alle behandelten mich, als wäre ich in ihren Kreisen zu Hause. Ich wurde auch sofort auf alle möglichen Feste der nächsten drei Wochen eingeladen, obwohl ich ja nur noch drei Tage bleiben sollte. Es kam, wie es kommen musste: Es wurde spät bis in den nächsten Morgen gefeiert. Am nächsten Tag durfte also zwei Stunden länger geschlafen werden.

Mein Fazit: Ich habe bei diesem Praktikum nicht nur irre viel in Theorie und Praxis zum Thema Wein gelernt und Hände bekommen, als hätte ich schon mein ganzes Leben lang in einem Weingut gearbeitet. Nein, ich habe auch noch eine Art zweite Familie gefunden, die mich in der Zeit meines Praktikums mehr als nur gut versorgt hat (regelrecht gemästet wurde ich!). Heute wird öfters mal telefoniert, permanenter Kontakt über das Internet ist selbstverständlich. Und dieses Jahr werde ich auf jeden Fall wieder in den Wonnegau zurückkehren, schon allein um die Vorräte aufzufüllen!

PS: Danke für alles, liebe Familie Geil!

Part 2/4 will be posted in exactly one week on Sunday, June 9th.

Teil 2/4 wird in genau eine Woche am Sonntag, 9. Juni gepostet.

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