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Guest Column / Gastkolumne: ‘Wonnegau Story: Finally / Endlich’ by / von Thorsten Jordan

Here – “endlich”, finally –  is the last part of Thorsten Jordan’s ‘Wonnegau Story’ delayed by the Riesling Road Trip during which I had to use the little internet time I got to report on our adventures while crossing the continent from Venice Beach/LA to NYwineC. In it he turns to the question of what makes the Wonnegau area of Rheinhessen special.  This is serious stuff for an 18 year old who’s still (just) at school. My apologies that I didn’t have a free week to translate all four sections of this story into English!

Mein “Auftrag” war es, den neuen Jahrgang im Wonnegau zu bewerten und der grundlegenden Frage nachzugehen, warum der Wonnegau so besonders für den Weinbau sein soll, bzw. ist. Diese Arbeit hat mir besonders viel Spaß bereitet und dementsprechend kann ich auch einiges sagen.

Der Jahrgang 2012 im Wonnegau präsentiert sich allgemein saftig und kräftig, wenn auch deutlich opulenter als der vorige Jahrgang, büßt dabei aber keinesfalls an Finesse ein! Da fällt mir zum Beispiel der Riesling trocken2012 (Gutswein) vom Weingut Keller in Flörsheim-Dahlsheim ein, der herrlich nach Grapefruit und Zitrone duftet, im Mund aber diese Butter-Note hat und eine Power und Mineralität mitbringt, die fesselt. Trotz dessen bewahrt er seine kühle Seele, die einen förmlich ans Glas fesselt! Der 2012er Nierstein Riesling vom gleichen Weingut vereint all das, was man von einem rassigen, auf Schiefer gewachsenen Riesling erwartet. Er zeigt sowohl saftige Cremigkeit als auch diese steinige, ja, man kann sagen schiefer-artige Nuance.

„Wir im Wonnegau sind ein offenens Völkchen. Dementsprechend ist auch der Austausch sehr groß und wichtig, wir rudern alle in die gleiche Richtung und kommen somit schneller und besser voran! Noch dazu haben wir hier besonders viel Kalksteinböden, die guten Wein hervorbringen und ideal zum Klima passen“

Das Weingut Dreissigacker in Bechtheim kann mit einem hervorragenden Geyersberg Riesling 2012 punkten. Der Wein vermittelt durch das Holz eine gewisse Rauigkeit bringt aber gleichzeitig auch Cremigkeit mit vom langen Kontakt mit der Gärhefe. Die frische Säure gleicht den herben Gerbstoff sehr gut aus. Der Wein wird mit jedem Schluck spannender! Favorit #2 hier ist der Weißburgunder 2012. Der erste Gedanke bei diesem Wein war: Blumen. Nach einiger Zeit wurde es dann präziser, ich legte mich auf Veilchen fest. Auch hier konnte ich wieder finden, was mich am Geyersberg so fasziniert hatte: Das Spiel zwischen belebender Säure und charakterstarkem Gerbstoff, Wahnsinn! Einer kleinen Anmerkung bedarf es jedoch noch: Sowohl der Geyersberg Riesling als auch der Weißburgunder waren zum Zeitpunkt meines Besuchs nur als Fassproben verfügbar. Der „Geschmack“ könnte sich also noch etwas verändert haben. Der WB stand aber schon kurz vor der Füllung, der Unterschied dürfte bei ihm also wenn überhaupt nur geringfügig sein.

„Das derzeitige Klima in der Region begünstigt eine gute Reife. Außerdem haben die Winzer hier enorm viel Motivation und Begeisterung für guten Wein und um solchen auch zu machen. Die ganze Region stand schon mit dem Rücken zur Wand und kann nur noch in eine Richtung – nach vorne! Und man weiß ja: Wer rastet, der rostet!“

Weinreich – Marc Weinreich (aus Bechtheim)…  wer schon so heißt, der muss doch guten Wein machen! Und das trifft auch zu! Der 2012er Riesling trocken zum Beispiel, der einfach Grip hat und selbst mit einem leichten Anklang von Feuerstein frisch und bodenständig bleibt. Nach einem wechselreichen Finale folgt ein angenehmer Nachgeschmack der Lust auf’s nächste Glas macht. Ein Wein, der mich gleich komplett auf Wolke 7 gebeamt hat war der Chardonnay&Weißburgunder 2012. Dieser Wein hat mich schier so beschäftigt und in seinen Bann gezogen, dass in meinen Notizen dreimal hintereinander das Wort floral auftaucht. Aber diese Note, das Florale und ein herrlicher Geschmack nach süßer, geschlagener Sahne, fast schon in die Richtung Karamell machen ihn einfach unvergleichlich! Chapeau lieber Marc, der Wahnsinn!

„Wir haben hier eine der wärmsten und trockensten Regionen, die sich gut für Burgunder und eben DIE andere Art Riesling eignet. Alle gemeinsam haben wir einen ganz ähnlichen Leitgedanken, der hilft, die ganze Region nach vorne zu treiben. Auch die Ausbildung ist hier phänomenal! Diese Aspekte gelten aber für das gesamte Anbaugebiet Rheinhessen!“

Nach Käse und Kiwi riecht er nicht nur, nein, er schmeckt auch so. Hinzu kommen sowohl eine schöne straffe Säure, die der Wein auch braucht, als auch eine wunderbare Creme hintennach. So würde ich den Chardonnay 2012 vom Weingut Spiess in Bechtheim beschreiben. Ein Kandidat für den Sommerabend aus dem Bilderbuch oder auch den etwas wärmeren Herbstabend ist sicherlich der Riesling feinherb 2012. Er überzeugte durch seine zugleich schmeichelnde, spritzige und erfrischende Art und die lebhaften Aromen von Apfel und Nektarine. Er eignet absolut als Dauerbrenner!

„Gut für diese Region ist vor allem das Klima, das seit dem Jahr 2000 besonders günstig ist. Die Beeren wachsen, werden reif und es werden gute Weine daraus. Was wir heute aus dem Weinberg holen ist fast schon perfekt, bedarf nur noch ein bisschen Fürsorge! Das war nicht immer so…“

Mit dem Weingut Weinreich hatte ich ja schon einen zertifiziert ökologischen Betrieb inne. Mit dem Besuch beim Weingut Wittmann in Westhofen konnte ich jetzt auch einen Haken bei „biodynamisch“ setzen. Mit dem Jahrgang 2012 ist man bei Wittmann sehr zufrieden, sowohl was die Menge betrifft, als auch die Qualität des Leseguts. Doch konnte man das auch in die Weine bringen? Wie schon in Teil drei dieser Wonnegau-Serie beschrieben verbindet mich mit der Scheurebe von Wittmann etwas für mich sehr wichtiges! Die 2011er Scheu war etwas schwerfällig, aber genial! Der Jahrgang 2012 jedoch stellt den letztjährigen in den Schatten. Joghurt, Rhabarber und eine elegante Würze verleihen dem Wein bei all seiner Simplizität doch viel Klasse! Apropos Klasse. Als klassischer Riesling präsentiert sich 2012 ebenso. Der Riesling trocken 2012 (Gutsriesling) steckt voll frischer Säure und Aromen von getrockneten Früchten wie Apfel und Aprikose.

„Junge, engagierte Winzer, die die Meinung der älteren Herrschaften nicht kümmert und die ihr Ding machen, einfach komplett neue Sachen ausprobieren. Das sind die Pioniere, die die Region voranbringen. Und dann gibt es da noch die Betriebe, die schon etwas länger im Fokus stehen und die Stabilität beitragen.“

Nur in Fassproben erlebte ich den neuen Jahrgang bei Stefan Winter vom Weingut Winter in Dittelsheim-Heßloch. Nichts desto trotz hauten mich die Weine vom Hocker! Der Riesling 2012 fesselte mit einer Sponti-Nase, wirkte aber ganz leicht, grasig-kräuterig-grün mit einer schönen Struktur. Einzig und allein hintennach wirkt er, als hätte er etwas viel Gerbstoff. Dann fiel mir der zweite Favorit der Runde auf und langsam fragte ich mich, ob ich nun auch noch zum Weißburgunder-Fan würde. Der Dittelsheimer Weißburgunder 2012 hatte zwei Dinge, die mich von vornherein an ihm begeisterten: Da war einmal diese Exotik, angeführt von Pfirsich über Ananas bis zu Mango. Zum anderen besaß er zum Finale hin eine stärkende Strenge, die vorher geschickt von der frischen Säure kaschiert, nein, sagen wir zugunsten des Weins unterdrückt wurde. WAHNSINN!

„Wir haben in Rheinhessen und besonders hier im Wonnegau einfach geile Böden und gute klimatische Bedingungen! Diese ermöglichen unterschiedliche Reifeverläufe. In der einen Lage wird der Riesling zwei Wochen früher reif als in der anderen zum Beispiel. Das ermöglicht einem unheimlich viele verschiedene Stile zu schaffen. Das und die Tatsache, dass so viele Winzer einfach Bock darauf haben geilen Wein zu erzeugen, das macht diese Region so einzigartig für den Wein, für den deutschen Weinbau!“

Zu guter Letzt komme ich nun zu meinem Praktikumsweingut, dem Weingut Helmut Geil in Monzernheim.  Für die Probe des neuen Jahrgangs gab es hier keinen richtigen Termin, dort fand alles zwischen den anderen Weingutsbesuchen und spontan statt. Es wurde mal an dem Abend ein Wein getrunken, mal an dem. An wieder einem anderen wurde zusätzlich noch diese oder jene Flasche von diesem oder jenem Weingut parallel getrunken und verglichen und geurteilt. Es geschah alles sehr interaktiv, was mir erstens riesig Spaß machte und zweitens auch etwas half, wenn ich das behaupten darf. Aber nun zum ersten Kandidaten! Der Bonus Riesling 2012 (Gutsriesling) besticht durch wunderbare Aromen von Apfel, Kiwi, Cassis und Stachelbeere. Er ist strohig, frisch und wirkt am Gaumen wunderbar belebend. Nur hat man den Eindruck, dass er etwas zu wenig Alkohol für die taffe Säure hat. Trotzdem kann man sich ihm nicht mehr entziehen, wenn er einen einmal gefangen hat! Ähnlich fesselnd aber doch ganz anders ist da ein Wein aus einer in Deutschland eher seltenen Rebsorte. Eine Rebsorte, deren Name nicht nur Ampelographen in Ekstase versetzt! Auch mich hat es erwischt! Es handelt sich hier um die Melior Albalonga Spätlese 2012. Honig, Melisse, weiße Traube und Orange. Er ist saftig, cremig und besitzt viel Extrakt. Zum Thema Nachgeschmack kann ich nur eines sagen: HAMMER!

„Die Region lebt vom Austausch untereinander genauso wie von der Diversität der verschiedenen Geister und Meinungen! Nicht zuletzt auch die Kommunikation unter den jungen Winzern, die die Betriebsfeindlichkeiten ihrer Eltern zugrunde gelegt haben hat diese Region zu dem gemacht, was sie ist. Nicht nur mehr der eigene Betrieb ist das einzig Wichtige. Wie die ganze Region dasteht, das zählt auch. Trotzdem ist jeder Betrieb immer noch für sich sein eigener Typ und auch die Weine, die er hervorbringt sind einzigartig. Die Vielfalt ist es, die den Wonnegau ausmacht.“

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Guest Column /Gastkolumne: ‘Wonnegau Story: Keller’ by / von Thorsten Jordan

At the wheel in the photo is Klaus Peter Keller of Weingut Keller in Flörsheim-Dalsheim, and in another sense he was also at the wheel of the transformation of the Rheinhessen region of of Germany during the last decade. Which talented young winemaker in the region did not work for Weingut Keller at least for a while, which one of them was not at least indirectly influenced by the wines of Weingut Keller? Almost no one. Given this it’s rather amazing how few in-depth articles have been written about Klaus-Peter Keller, his wife Julia and their wines. What the hell’s going on? The best of these wines are some of the most remarkable dry white wines on Plant Wine! For this reason I proudly present the following article of my young colleague Thorsten Jordan about the Kellers and their wines. Once again many apologies to non-German speakers.

Etwas ganz besonderes an der Recherche war mein Besuch beim ersten Winzer. Ich war zu Gast im Weingut Keller. Noch heute versuche ich diesen Besuch in einem einzigen Satz zu beschreiben, aber es misslingt noch immer. Diese Zusammenfassung vermittelt aber eh ein viel besseres Bild!

Klaus Peter Keller, Winzer in 10. Generation beim Weingut Keller empfing mich herzlich. Um 17 Uhr hatte ich den Termin mit ihm vereinbart, spät war es schon… Zumindest für diese Jahreszeit. Sowohl die Wein- als auch die restliche Welt schrieb den 25.03.2013.

Schon beim Betreten des Eingangs- und Verkostungsbereiches bemerkte ich eins: Stil! Die Einrichtung war schlicht und aufeinander abgestimmt. Hinter dem Tresen thronten, wie Trophäen, verschiedenste Flaschen des Guts in und auf Regalen. Als Klaus Peter Keller und ich uns die Hand schüttelten und es an die Verkostung und das Interview ging war ich schon sehr gespannt. Sein Ruf war ja weithin bekannt, doch wären die Weine auch etwas für mich? Das würde sich wohl ziemlich leicht herausfinden lassen! Doch ich war ja nicht nur wegen des Trinkens gekommen, auch einige Fragen hatte ich ja! Beim Einschenken des 2012er Grüner Silvaner (einer der trockenen Gutsweine) erklärte mir Keller, dass dieser im Holz ausgebaut sei. Im Holz, also, aha. Da kam mir schon die erste Frage in den Sinn: „Meinen Sie mit Holz etwa Barriques?“. Nein, er stehe nicht so auf Barriques. Wenn überhaupt, dann arbeite er nur mit alten… Neues Holz, die ganzen toastigen Aromen seien nur Makeup, ein Mittel, um zu vertuschen, Fehler zu überdecken, so der Winzer in 10. Generation.  Auf etwa 16 Hektar stehen vor allem Riesling und Pinot Noir, dann noch Scheurebe und Rieslaner.

Er macht wahrhaft große Weine, die schneller ausverkauft sind, als er „Endlich fertig mit abfüllen“ sagen kann! „Bestimmt sind das fette, protzige Weine“, könnte man jetzt denken. Aber so ist dem nicht!

„Meine Weine sollen leichtfüßig sein und klar, auch Rasse zeigen! Sie sollen ein Ausdruck ihrer Lage und der Person sein, die dahinter steht. Trotz dessen soll man von ihnen aber auch eine ganze Flasche genießen können und nicht schon nach dem ersten Glas genug haben!“

Keine Alkoholbomben will er, sondern aussagekräftige, frische Weine! Und das merkt man: Mittlerweile waren wir beim 2012 Riesling trocken (auch ein Gutswein) angelangt, der Butter, Grapefruit und Zitrone ins Glas bringt. Punkten kann er außerdem mit seiner Power, der kühlen Seele und der Mineralität. Aber zurück zum Thema… Um eine reife Säure zu bekommen liest er extra spät! Apropos Lese: Der Weinberg. Auf die Frage hin, was er von dem Begriff „Terroir“ halte konnte man ein richtiges Funkeln in seinen Augen sehen. „Terroir ist an sich nicht schlecht, also als Begriff. Der Schlüssel ist, was man damit alles umreißt! Terroir kann so vieles sein! Der Wein hängt vom Menschen, der Lage, dem Klima, der Sonne, etc. ab! In der Art, wie der Winzer den Wein macht, versucht er selbst, die Lage zu verstehen, das ist Terroir!“

Ein erfolgreiches Weingut hat er ja schon, aber geht da noch mehr? Man wolle nicht mehr. Es ist nicht wichtig, größer zu werden, man wolle besser werden!

Der nächste Wein war eine Fassprobe des 2012er Riesling trocken „von der Fels“. Er kommt von den jüngeren Reben (10-25 Jahre) aus den „Grand-Cru-Lagen“. Das war schon ein ganz schöner Stinker, im Mund aber klar und präzise und hatte wie die Weine davor auch so eine wunderbare kühle Finesse!

Ich sah den Moment gekommen und packte die Gelegenheit beim Schopf. „Was macht den Wonnegau, diese Region hier, so besonders und attraktiv für den Wein? Gibt es vielleicht ein

Geheimnis?“ Die Antwort war lang, aber in voller Überzeugung gesprochen: „In erster Hinsicht ist das Fleckchen hier natürlich unsere Heimat! Aber nun zum Wein: Hier gibt es viel Kalksteinfels in der unteren Bodenschicht. Der bringt viel Rasse und Energie in den Wein. Ein weiterer Vorteil ist hier bei uns das Phänomen, das der Klimawandel (der Anstieg der Durchschnittstemperatur) mit sich brachte. In Lagen, in denen die Beeren früher nie rechtzeitig ausgereift sind verhält es sich nun genau richtig. Und der letzte und wichtigste Punkt (inzwischen waren wir bei der Fassprobe des 2012er Nierstein Rieslings trocken angekommen; klares Aroma von Schiefer und diese charakteristische Cremigkeit auf der Zunge, Feuerstein): Der Wonnegau ist eine der dynamischsten Regionen in Weindeutschland überhaupt! Überall schießen junge Talente, die bereit sind, etwas zu verändern aus dem Boden, fast wie Spargel. Wie bei einem Ruderboot, bei dem alle in die gleiche Richtung rudern und dieses dann automatisch schneller fährt, so verhält es sich auch mit unserer Region. Allerdings musste der Wonnegau erst wie Schneewittchen wachgeküsst werden…“

Der letzte Wein kam an die Reihe. Es war der 2011 Abtserde Großes Gewächs. Und da war der Name Programm, das sage ich euch! Er bewies eine belebende Frische und diese für Keller fast schon notorische Kühle. Trotz alledem wirkte er ausgeglichen. Der Aufhänger war ein Aroma nach Hefe. Wahnsinn! Doch war das etwa ein Zeichen dafür, dass er spontanvergoren war? „Wir machen viel mit wilden Hefen. Aber es gibt einfach Weine, die würden ohne etwas Hilfe nicht durchgären oder nicht so, wie wir sie uns wünschen. Es kann auch vorkommen, dass die Spontanvergärung das ursprüngliche und typische Geschmacksbild vollkommen verfälscht. In vielen dieser Fälle benutzen wir Reinzuchthefen. Denn eines finde ich wichtig: Die Hefe sollte keine Aromen bilden, sondern nur ihren Job erledigen. Und das ist nun einmal nur die Umwandlung von Zucker in Alkohol!“

Und dann ging es noch raus in die Lagen des Guts. Am interessantesten fand ich die Lage Hubacker (etwa 4 ha) mit dem Turm im Weinberg.

Fazit: ♫ ♫ ♫ ♫ ♫ (5 von 6 Noten)

 

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Guest Column / Gastkolumne: ‘Wonnegau Story – 2013’ by / von Thorsten Jordan (Part / Teil 2/4)

Here is the second of four installments of 18 year old Thorsten Jordan’s guest column about the Wonnegau area of Rheinhessen, once the home of Liebfraumilch, now one of the most dynamic wine growing areas of Germany, indeed on Planet Wine. Today Thorsten reports on his visits to a handful of the winemakers who established themselves here during the last decade like Jochen Dreissigacker of Bechtheim pictured above, and currently rising stars like Marc Weinreich, also of Bechtheim. In it he discovers how fundamental the free exchange of ideas and experiences amongst the young and very young winemakers of the area was fundamental to its reinvention of itself as a place dedicated to the production of good and great dry white wines. That remains the case to this day. Once again, my apologies non-German speakers!

Dieses Jahr Ende März kam ich dann wieder nach Rheinhessen, aber keinesfalls um wieder ein Praktikum zu absolvieren, nein. Diesmal hieß mein Auftrag Recherche zu betreiben. Recherche über den neuen Jahrgang im Wonnegau. Recherche über die Besonderheiten des Wonnegau für den Wein. Ich handelte im Auftrag Stuart Pigotts, mein Gott, wie hörte sich das an! Erhobenen Hauptes stieg ich in den Zug nach Stuttgart und genoss die Fahrt.

Es war etwa 13.30 Uhr, als ich auf die Gleise des Osthofener Bahnhofs in Rheinland-Pfalz trat. An der Infotafel erfuhr ich, dass der Komponist Wagner zu seinen Lebzeiten einem Müller des Ortes das Original eines seiner Stücke gegeben hat um an Geld zu kommen. Welches seiner Stücke es war, daran kann ich mich nicht mehr erinnern, meine Begeisterung für klassische Musik begrenzt sich auf ein paar Stücke. Aber lange musste ich mich mit der Infotafel nicht aufhalten, denn Andreas Geil vom Weingut Helmut Geil in Monzernheim kam auch schon um die Ecke um mich abzuholen. Von mir in Franken aus ist Andreas der beste Draht nach Rheinhessen, den ich habe. Und als ich ihm von dieser kleinen „Wein-Reise“ erzählte stand für ihn sofort fest, dass ich bei ihm unterkomme und dort auch meine „Kommandozentrale“ einrichten könnte.

Und so kam es dann auch, dass ich die ersten beiden Tage meiner Reise ausschließlich bei Geil’s verbrachte. Sofort wurde ich wieder in den Arbeitsalltag integriert, was mir sehr gut tat. Am Sonntag kam dann DAS Ereignis überhaupt. Ostereier-Schießen in der Gemeindehalle Monzernheims. Naja, an den erbeuteten Eiern hatte ich die ganze restliche Zeit zu kämpfen…

Am Dienstag hatte ich dann meinen ersten Termin beim Winzer. Zu Gast war ich beim Weingut Keller in Flörsheim-Dalsheim, eines DER Weingüter der Gegend, wenn nicht gar Deutschlands. Es war bereits 17 Uhr als ich dort eintraf. Ich könnte jetzt stundenlang erzählen, alleine über die Weine. Aber dazu in einem anderen Teil mehr!

Dieser erste Besuch hatte schon etwas Interessantes und auch Imposantes und ich freute mich auf die restlichen sechs Weingüter, die noch an der Reihe waren. Das, was mir aber mitunter am besten an dieser „Recherche-Reise“ gefiel war, dass ich für 2 Wochen bei Andreas Geil in die Lehre gehen konnte. Vom Versandkartons packen über Reben binden bis hin zum Filtrieren wurde ich wieder in alle anfallenden Aufgaben mit einbezogen! Es tat wirklich gut, alles hautnah miterleben zu können und fast schon als Mitglied des Weinguts gesehen zu werden.

Aber ich war ja nicht wegen der Arbeit sondern hauptsächlich wegen der anderen Weingüter hierhergekommen. Am Donnerstag war es dann soweit, mein nächster Besuch war an der Reihe, auf ging es zum Weingut Dreissigacker in Bechtheim. Dreissigacker – ich glaube vielen ist dieser Name genau so geläufig wie Keller. Als ich voriges Jahr im August in der Gegend war, da weihte man gerade den Neu-/Umbau ein. Der Unterschied war diesmal, dass ich die Gebäude nicht nur von außen sah, diesmal war ich drin. Und es war imposant. Es war sehr klassisch gehalten, epochenmäßig irgendwo zwischen Barock und Romantik würde ich behaupten. Dabei aber keinesfalls protzig und verspielt sondern schlicht gehalten, einfach in Weiß. Im Probierraum erstreckte sich ein Eichenholztisch (würde ich behaupten) von der einen Seite des lichtdurchfluteten Raumes zur anderen. Der Tisch war riesig und bot locker Platz für zwanzig Personen oder etwas mehr. Auf dem Tisch stand in großen silbernen Buchstaben „Dreissigacker“ geschrieben. Gut, dachte ich, das ist eine andere Liga als alles, was du, ausgenommen Keller natürlich, bisher hattest. Du wirst stur die Weine durchprobieren und dann wird man dir die Hand reichen und du darfst gehen. Das waren meine Gedanken!

Doch schon bei der Probe der Weine (eigentlich sogar schon bei der Begrüßung) stellte sich heraus, dass ich vollkommen falsch lag mit meiner Annahme! Wie man auf dem Bild sieht standen eine

Menge Flaschen auf dem Tisch. Doch ein Wein fehlte noch, das Glanzstück Jochen Dreissigackers, wie ich finde. Der „Einzigacker“, ein Weißburgunder, florale und kräuterige Noten mit einer belebenden Frische und trotz dessen eine Power dahinter, die fasziniert! In meiner persönlichen Wertung (es gibt maximal sechs ♫) bekommt der hier lockere 5,5, also ♫♫♫♫♫♪ Noten. Doch wie das so ist bei den großen Weinen sind sie in den meisten Fällen, so auch beim Weingut Dreissigacker, nicht mehr ab Hof verfügbar. Die angebrochene Flasche bekam ich später trotzdem mit! Ein netter Zug wie ich finde! Nach der Probe kam dann das, was ich schon vorher hätte gebrauchen können, das Mittagessen. Daran durfte ich ganz im Sinne der Gastfreundschaft des Winzers teilnehmen und mitdiskutieren. Mein Besuch startete um 10 Uhr und endete erst nachmittags, auf dem Weingut Geil, wo mich Jochen Dreissigacker freundlicherweise ablieferte.

Doch es dauerte nicht lange, bis Bechtheim mich wieder sah. Am Dienstag der zweiten Woche war ich um 10 Uhr beim Weingut Weinreich. Es war ein schönes Weingut, direkt daran auch eine Gaststätte (oder zumindest eine Art solche) angeschlossen, die von Marcs Schwester betrieben wird (wirklich sehr gute Küche, unbedingt besuchen, wenn man in der Nähe ist!). Marc Weinreich, das ist der Winzer, der hinter der Marke „Weinreich“ steht. Mit im Betrieb ist aber auch sein Bruder Jan, den wir bei unserer kleinen Besichtigungstour im Keller antrafen, gerade dabei, Holzfässer zu reinigen. Doch der Marc muss gespürt haben, dass ich ganz wild auf Wein bin und so steuerten wir auf die Probierstube zu.

Es kamen erst die weißen, dann die Fassproben, die mich sensorischen Analphabeten fast um den Verstand gebracht hätten! Doch ich muss mich ganz wacker geschlagen haben. Den Lichtblick nach dieser anstrengenden Arbeit stellte das Mittagessen dar! Doch danach war die Arbeit noch längst nicht getan, es folgten noch die Roten. Und da kristallisierte sich mein Favorit heraus! Der„basisrot_2011“ bewies Power und Eleganz, Fruchtigkeit und Finesse zugleich. Sein Geheimnis? Das weiß ich nicht, ist er doch eigentlich ein einfacher Trinkwein und wird nur an die Gastronomie geliefert. Als Abschluss des Tages saß ich noch mit Marc und seiner Frau bei einer Tasse Kaffee zusammen und man erzählte und lachte. Was ist der Wonnegau? Für den Wein? Für die Menschen? Warum ist der Wonnegau so besonders? Das sind die zentralen Fragen, die mich auf meiner Recherche begleiten. Ich habe eine Antwort darauf gefunden. Der Wonnegau ist Freundschaft, er ist Familie! Der Wein hilft dabei!

Tag 11 meiner Reise, heute mache ich Station beim Weingut Spiess, auch wieder in Bechtheim. An diesem Tag wurde abgefüllt und ich würde etwas auf Johannes Spiess warten müssen. Nicht schlimm dachte ich mir und schaute mich derweil etwas um. Doch der junge Winzer ließ nicht lange auf sich warten und es ging auf kleinem Umweg in den Keller. Erst in den alten, dann in den neuen. Der neue wurde nämlich erst vor etwa 5-6 Jahren eingeweiht. Mit Barriquekeller, und in schmuckem Ambiente, Säulen hier, das Familienwappen da. Es wirkte alles sehr imposant! Vor allem der Barriquekeller stach alles zuvor Gesehene aus. Etwa 200 Barriques lagen derzeit in diesem Teil des Kellers, meinte Johannes Spiess. Wahnsinn, dachte ich mir! Genau das ging mir bei seinen Weinen, vor allem beim Chardonnay „S“ und beim Merlot „R“ durch den Kopf! Beide Weine hatten eine schokoladige sowie auch kräftige Note, die mich sehr ansprach! Beide Weine liegen nun bei mir zu Hause! „Weißt du, ein Eingriff im Keller hat immer zwei Seiten. Man nimmt dem Wein vielleicht etwas schlechtes, das man nicht haben will. Gleichzeitig nimmst du dem Wein aber auch einen Teil seines guten, das ihn ausmacht!“ Mit diesen Worten verabschiedete er mich, die Arbeit rief!

Zwei Tage später war ich beim Weingut Wittmann zu Gast. Der Chef hatte leider keine Zeit, aber eine sehr nette Mitarbeiterin nahm mich in Empfang und bot mir erst einmal einen Überblick über die gesamte Produktpalette. Der vierte Wein packte mich! 2012er Scheurebe, Joghurt, Rhabarber und kräuterige Würze. Den Vorgänger-Jahrgang habe ich 2012 kurz bevor ich das erste Mal nach Rheinhessen kam getrunken. Für mich also schon eine wichtige Erinnerung! Seit diesem Tag weiß ich, dass Wittmann in Sachen Scheurebe Spitzenreiter ist, zumindest habe ich bis heute keinen vergleichbaren Gutswein gefunden. Das Highlight war der neue Jahrgang der Morstein Riesling Auslese. Schon nach dem ersten Schluck spürte ich, wie mein Blut dicker wurde, neuer Jahrgang bedeutet ja auch viel Zucker! Den Abschluss bildeten die Weine des Weinguts Ansgar Clüsserath, die von Philipp Wittmanns Frau Eva gekeltert werden. Dort gefiel mir besonders der Trittenheimer Apotheke Kabinett von 2011. Schöne Sponti-Nase, Apfel, Lychee, Stachelbeere; angenehme Mineralik und Wahnsinns-Abgang!

Nach der Probe folgte noch die Führung durch den Keller. Da Bilder aber ja bekanntlich mehr sagen als tausend Worte, voilà:

Es war Freitagabend und ich hatte nur noch zwei Tage, bis es wieder hieß: Abschied nehmen. Der Besuch bei Wittmann am Morgen schwirrte mir noch im Kopf herum, doch schnell wurde ich abgelenkt durch Marc Weinreich, Andreas Geil und andere Winzer aus der Umgebung. Man beschloss einen gemütlichen Abend in der Probierstube des Weinguts Weinreich zu verbringen und seinen Horizont zu erweitern. Mit von der Partie waren Weine von Knipser, von Ǒthegraven, Schäfer-Fröhlich, van Volxem und so weiter. Es war ein langer und spaßiger Abend, begleitet von der sensationellen Küche des Hauses. Es war wieder ein Abend, an dem Freundschaften geschlossen wurden. Und schlafen konnte ich ganz besonders gut!

Samstagvormittag stand mein letzter Termin an, bei Stefan Winter vom Weingut Winter in Dittelsheim-Heßloch. Auch Stefan hatte erst neu gebaut, das Weingut war umgezogen. Der Probierraum, der nicht mehr als einen laaangen Tisch und eine Theke beinhaltete, erinnerte eher an eine skurrile Mischung aus Diskothek und Rittersaal. Doch die Gestaltung war zu klassisch und schlicht um sie skurril zu schimpfen. Die zwei kürzeren Seiten des Raumes bestanden jeweils aus einer die ganze Länge umfassenden Fensterfront, die den Raum selbst bei dem wolkenbedeckten Himmel, der herrschte, hell beleuchtete. Die weißen Wände und die anthrazitfarbenen (oder so etwas in der Art) Fensterrahmen ergänzten sich prima! Doch ich war ja eigentlich wegen dem Wein gekommen… Stefan Winter war ein junger, sympathischer Kerl. Er zögerte nicht lange und stellte mir die Weine auf den Tisch. Erst seit Frühjahr 2013 ist sein Weingut VDP-klassifiziert, ein wahrer Meilenstein auf der Siegerstraße. „Muss man sich erst an dieses neue Gefühl, diesen neuen Standard gewöhnen“, fragte ich ihn. „Nein“, war seine Antwort. Er arbeite schon lange nach den Prinzipien des VDP, das müsse man ja auch, um überhaupt in den Fokus zu geraten. Die Umgewöhnung war sozusagen ein Katzensprung, es mussten nur neue Etiketten her. Nichts desto trotz, einen Luxus hat sich der sympathische Jungwinzer doch gegönnt. „Unsere Kunden kennen unseren Kalkstein Riesling schon seit Jahren unter diesem Namen. Mit der Aufnahme in den VDP ist er als Ortswein klassifiziert, der Name bleibt aber. Jeder würde ihn weiterhin Kalkstein nennen. Wenn sich der Name schon einmal etabliert hat, warum ihn dann ändern!“. Nachvollziehbar und durchdacht, so erlebte ich jede seiner Argumentationen an diesem Tag. Absolutes Highlight unter den Weinen war der Chardonnay „S“ von 2010. Ein Projekt, das er für sich gemacht hat. „Wir haben nicht vor, diesen Wein in den Verkauf zu bringen. Das ist ein Ding für mich und meine Familie. Oder eben besondere Gäste!“. Ich fühlte mich geschmeichelt, sowohl von Stefan als auch von dem Wein. Dieser bestach nämlich durch etwas herbe Exotik, unterstützt vom Holz aber gut ausbalanciert durch die Säure. Ein Traum! Mit etwas Wein im Rucksack und einem Grinsen im Gesicht wurde ich von Stefan Winter direkt im Weingut Geil abgeladen. Mein letzter Termin war vorüber und ich war sowohl glücklich, dass dieser Stress ein Ende gefunden hatte. Auch war ich froh, diese ganzen Erfahrungen gemacht haben zu dürfen! Auf der anderen Seite waren die zwei Wochen viel zu schnell vorüber gegangen!

Ich verbrachte noch einen schönen Abend zusammen mit der Familie Geil und am nächsten Morgen hieß es dann auch schon Abschied nehmen. Ich erinnerte mich zurück, was die zwei Wochen geschehen war. Ich war im Weinberg Reben binden, hatte einen „Stickel“ ausgebessert, sowohl Rot- als auch Weißwein filtriert und wie schon letztes Jahr hatte ich jede Menge Spaß dabei, von Andreas und seinem Vater Helmut Geil zu lernen! So wie der letzte Abschied von den Geils fiel er mir auch dieses Mal nicht leicht. Aber ich konnte beruhigt in den Zug einsteigen, in dem Wissen, dass es nicht lange dauern würde, bis ich wieder zurückkomme! Bye for now Wonnegau!

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Guest Column / Gastkolumne: ‘Wonnegau Story’ by / von Thorsten Jordan (Part / Teil 1/4)

Complaints that there isn’t enough German language material on this site are frequently made, and not without good reason.  When it started back is 2007 (albeit in a very different form) there was as much German language content as English language material. In comparison, almost everything I posted the last six months was only in English, for the simple reason that avoiding the delays caused by translation enabled me to be way more productive and agile. But how to redress the language imbalance without slowing myself down to print-media speed? That was the question which confronted me and continues to do so on a daily basis.

In  November 2012 I finally met a very talented young man, Thorsten Jordan  of Heilsbronn close to Nürnberg, who I’d been corresponding by email and through www.weinhier.de with for some time. He’d told that through www.weinhier.de, a German language social networking site, he’d got the chance to work for a young winegrower in the Wonnegau area of Rheinhessen, Andreas Geil of the Helmut Geil estate. That short immersion in the sharp end of wine production had clearly been a decisive experience for him, and since he could clearly write coherently I decided to offer him a guest column to write about it. The result was a four part series about the Wonnegau of which the below is part 1/4. Thorsten isn’t quite 19 years old and is still at high school! I think this series is a remarkable achievement for that age and far beyond anything I could have done when I was his age. Here he describes those hands-on experiences of wine production at the Helmut Geil estate (whose dry Riesling and Grauburgunder wines are highly recommended!) The photographs show Thorsten Jordan entering a stainless steel tank in order to clean it, then reemerging from the tank after cleaning it. That’s literally getting into wine, but not the kind of work most people would be willing to undertake, since it’s dirty. This alone qualifies Thorsten Jordan as a Gonzo Wine Journalist!

PS My humble apologies to those who cannot read German.

Mein Name ist Thorsten Jordan. Ich bin 18 Jahre alt, naja, 18,5 um genau zu sein! Ich besuche die Oberstufe des bayerischen Gymnasiums und bin auch sonst ziemlich normal. Ich unternehme gerne etwas mit Freunden und auch dem Computer schenke ich genug Aufmerksamkeit. Außerdem mache ich gerne lange Wanderungen mit Gepäck! ABER: Seit einem Minijob bei einer Buchhandlung (dessen Inhaber auch Wein verkauft hat) komme ich nicht mehr los von dem Kulturgetränk! Nein, ich bin kein Alkoholiker! Um Gottes Willen! Aber ich beschäftige mich seither sehr intensiv und gerne mit dem Thema Wein. Irgendwann kam mir auch in den Sinn, dass ein Praktikum auf einem Weingut doch eine gute Möglichkeit wäre, etwas tiefer in die Materie einzusteigen. Von meinem zweiten Praktikum (mein erstes fand in Franken statt) möchte ich gerne erzählen, da es auch rund um den Wein viel zu bieten hatte!

Ich kann mich noch genau an den Tag meiner Anreise erinnern (ist ja auch noch nicht allzu lange her!). Es war Sonntag, der 5. August 2012, gegen 15 Uhr. Es war ein heißer Tag und ich saß also im Zug von Ansbach nach Stuttgart. Ich hatte ein lauschiges Plätzchen auf meiner großen Sporttasche im Zwischenabteil, direkt neben den Türen. Na gut, das kann man schon aushalten. In Stuttgart angekommen erfuhr ich dann aber, dass mein Zug ausgefallen war, doch dank der kompetenten Dame am Info-Schalter saß ich innerhalb von 10 Minuten im nächsten Zug.

Damit war der schlimmste Teil vorbei. Um etwa 19 Uhr traf ich dann in Worms ein, wo mich Andreas Geil vom Weingut Helmut Geil in Monzernheim, meinem Bestimmungsort, abholte. Statt mit sachlicher Zurückhaltung wurde ich sofort mit familiärer Freundlichkeit empfangen. Eine Woche war mein Geburtstag her und man zögerte nicht, mit einer Flasche Pinot Cuvée Sekt anzustoßen! Meine erste Begegnung mit der Gastfreundschaft im Wonnegau, es sollte aber nicht die letzte sein!

Das Weingut Helmut Geil in Monzernheim (direkt neben Westhofen) ist mit etwa 9 ha Weinberge relativ klein für rheinhessische Maßstäbe. Außerdem hat es auch nur ein Drittel der Rebfläche meines ersten Praktikumsweingutes. Einen Einblick in einen etwas größeren Betrieb hatte ich also schon. Und als mich Andreas Geil auf „www.weinhier.de“ angeschrieben hat und fragte, ob ich nicht Interesse an einem Praktikum bei ihm hätte, überlegte ich natürlich nicht lange! Ein Zweifel blieb jedoch: Hat ein so kleines Weingut genügend Ressourcen um guten oder hervorragenden Wein zu machen? Das war meine Einstellung. Aber nun zu dem, was ich erlebt habe…

Am ersten Morgen musste ich um 6.30 Uhr aufstehen, um halb 8 fing der Arbeitstag an, das sollte sich die nächsten zwei Wochen (bis auf eine Ausnahme) nicht ändern! Die ersten paar Tage stand die Reinigung des Kellers auf dem Programm. Die Gärtanks mussten sowohl mit Natronlauge als auch mit Zitronensäure gesäubert werden. Weil da man dabei auch nass werden konnte bestand meine Arbeitskleidung aus Gummistiefeln, einer Schürze, Handschuhen und wegen der Lauge und Säure auch einer Schutzbrille. Deshalb wurde ich beim Arbeiten in den Tanks erst ein bisschen entspannter, wenn ich sie einmal komplett mit Wasser ausgespült hatte und die Lauge heraus war. Trotz dessen kam es öfters mal vor, dass man etwas Lauge auf die Haut bekam. Dann musste man eben schnell sein und die Lauge unterm Wasserhahn abwaschen. Ansonsten konnte die Haut schon einmal ganz schön jucken und auch schmerzen. Schlimmer ist es aber, wenn man schon etwas im Weinberg gearbeitet hat. Das macht die Hände unheimlich rau. Dann reißt die Haut an den Fingernägeln oder unter Spannung gerne einmal.  Oder man schneidet sich an Versandkartons (kommt dummerweise auch vor!). Und genau diese Voraussetzungen erfüllten meine Hände, als wir Mitte der Woche von  Natronlauge auf Zitronensäure umstiegen. Deshalb immer schön eincremen. Das hat mir Andreas auch öfters gesagt, aber aus meinem jugendlichen Leichtsinn heraus habe ich das natürlich ignoriert! Das Fazit: Beim Arbeiten gehen die kleinen Wunden und Risse wieder auf. Weil man in den Handschuhen schwitzt zieht man sie aus. Wenn dann noch Zitronensäure hinein kommt schreit man schon einmal auf. Außerdem braucht man ewig zum Auswaschen! Aber halt, ich war ja erst bei Montag!

Montagabend kam dann auch eine Gruppe, die eine Führung durch Weinberg und Weingut, als auch eine Weinprobe gebucht hatte. An diesem Nachmittag (der erst abends endete) lernte ich eine erste wichtige Lektion: Das Leben eines Winzers ist anstrengend. Es kann aber noch anstrengender werden, mit einer Gruppe Rentner vollkommen unterschiedlicher Charaktere und unterschiedlich hohem Interesse an den Hintergründen von Wein. Diese unterschiedlichen Persönlichkeiten alle an einem Abend rundherum zufrieden zu stellen ist eine Meisterleistung! Chapeau!

Die nächste Lektion, die ich gelernt habe war, dass im Leben eines Winzers vieles auch Routine ist. Wie beispielsweise im Weinberg. Beim Reduzieren der Laubwand kommt es auf das richtige Maß an. Die Trauben brauchen Sonne um zu reifen, aber zu viel schadet ihnen, auch sie bekommen dann Sonnenbrand. Am Anfang tat ich mir sehr schwer, das richtige Maß zu finden. Aber nach einiger Zeit ging es sehr gut und auch mein Tempo nahm zu. Ein anderes Beispiel wäre die Reinigung des Kellers. Am Anfang war es noch sehr ungewohnt und ich musste immer wieder fragen, bis ich die einzelnen Arbeitsschritte konnte! Aber nach einiger Zeit wird eben alles zur Routine. Es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Ich hörte in diesen zwei Wochen noch viel über Wein und durfte mich durch das ganze Sortiment probieren (das übrigens erstaunlich vielseitig und empfehlenswert ist!). Eines der Highlights dieser vielen Proben war die Süßwein-Probe. Das Weingut Helmut Geil hat in dem Segment Weine der Sorten Albalonga, Huxelrebe und Riesling zu bieten, von der Spätlese bis hin zur Beerenauslese. Alle zusammen sind sie gut, aber besonders gefällt mir die 2011er Optimus Huxelrebe Auslese. Trotz der Tatsache, dass es eine Beerenauslese ist präsentierte sie sich doch äußerst würzig und vielschichtig. Für mich persönlich einer der tollsten Weine des Guts! Getoppt wird dieses Kunstwerk nur vom 2010er Optimus Grauer Burgunder trocken(die höchste der drei eigenen Qualitätsstufen des Weinguts; den Anfang macht Bonus, dann folgt Melior und die Spitze bildet Optimus). Im Barrique ausgebaut bringt es dieser Wein auf 13% Vol und bietet tolle Aromen von Holz und eine obergeile Vanillenote! Im Mund präsentiert er sich dann typisch für einen Burgunder, nur auf eine deutsche Art und Weise, authentisch eben! Und das alles von solch einem kleinen Weingut…Tja, ein Château entscheidet keinesfalls darüber, ob es ein guter oder ein schlechter Winzer ist, ob er gute oder schlechte Weine macht. Der Mensch ist entscheidend und seine Einstellung gegenüber dem Wein. Plötzlich kam mir meine Einstellung, die ich anfangs hegte, total irreal vor!

Das letzte Erlebnis, von dem ich berichten möchte ist eine Hymne an die Gastfreundschaft des Wonnegau. Ein Bekannter in Monzernheim feierte Polterabend und es wurde kurzfristig entschlossen, dass ich doch einfach mitgehen sollte! Damit war ich total überrannt worden, aber ich ging natürlich trotzdem mit. Das Ergebnis: Die Leute kamen auf mich zu, fragten was ich hier mache und es wurde massenweise Wein getrunken. Wie sollte es auch anders sein! Alle behandelten mich, als wäre ich in ihren Kreisen zu Hause. Ich wurde auch sofort auf alle möglichen Feste der nächsten drei Wochen eingeladen, obwohl ich ja nur noch drei Tage bleiben sollte. Es kam, wie es kommen musste: Es wurde spät bis in den nächsten Morgen gefeiert. Am nächsten Tag durfte also zwei Stunden länger geschlafen werden.

Mein Fazit: Ich habe bei diesem Praktikum nicht nur irre viel in Theorie und Praxis zum Thema Wein gelernt und Hände bekommen, als hätte ich schon mein ganzes Leben lang in einem Weingut gearbeitet. Nein, ich habe auch noch eine Art zweite Familie gefunden, die mich in der Zeit meines Praktikums mehr als nur gut versorgt hat (regelrecht gemästet wurde ich!). Heute wird öfters mal telefoniert, permanenter Kontakt über das Internet ist selbstverständlich. Und dieses Jahr werde ich auf jeden Fall wieder in den Wonnegau zurückkehren, schon allein um die Vorräte aufzufüllen!

PS: Danke für alles, liebe Familie Geil!

Part 2/4 will be posted in exactly one week on Sunday, June 9th.

Teil 2/4 wird in genau eine Woche am Sonntag, 9. Juni gepostet.

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