Guest Column /Gastkolumne: ‘Wonnegau Story: Keller’ by / von Thorsten Jordan

At the wheel in the photo is Klaus Peter Keller of Weingut Keller in Flörsheim-Dalsheim, and in another sense he was also at the wheel of the transformation of the Rheinhessen region of of Germany during the last decade. Which talented young winemaker in the region did not work for Weingut Keller at least for a while, which one of them was not at least indirectly influenced by the wines of Weingut Keller? Almost no one. Given this it’s rather amazing how few in-depth articles have been written about Klaus-Peter Keller, his wife Julia and their wines. What the hell’s going on? The best of these wines are some of the most remarkable dry white wines on Plant Wine! For this reason I proudly present the following article of my young colleague Thorsten Jordan about the Kellers and their wines. Once again many apologies to non-German speakers.

Etwas ganz besonderes an der Recherche war mein Besuch beim ersten Winzer. Ich war zu Gast im Weingut Keller. Noch heute versuche ich diesen Besuch in einem einzigen Satz zu beschreiben, aber es misslingt noch immer. Diese Zusammenfassung vermittelt aber eh ein viel besseres Bild!

Klaus Peter Keller, Winzer in 10. Generation beim Weingut Keller empfing mich herzlich. Um 17 Uhr hatte ich den Termin mit ihm vereinbart, spät war es schon… Zumindest für diese Jahreszeit. Sowohl die Wein- als auch die restliche Welt schrieb den 25.03.2013.

Schon beim Betreten des Eingangs- und Verkostungsbereiches bemerkte ich eins: Stil! Die Einrichtung war schlicht und aufeinander abgestimmt. Hinter dem Tresen thronten, wie Trophäen, verschiedenste Flaschen des Guts in und auf Regalen. Als Klaus Peter Keller und ich uns die Hand schüttelten und es an die Verkostung und das Interview ging war ich schon sehr gespannt. Sein Ruf war ja weithin bekannt, doch wären die Weine auch etwas für mich? Das würde sich wohl ziemlich leicht herausfinden lassen! Doch ich war ja nicht nur wegen des Trinkens gekommen, auch einige Fragen hatte ich ja! Beim Einschenken des 2012er Grüner Silvaner (einer der trockenen Gutsweine) erklärte mir Keller, dass dieser im Holz ausgebaut sei. Im Holz, also, aha. Da kam mir schon die erste Frage in den Sinn: „Meinen Sie mit Holz etwa Barriques?“. Nein, er stehe nicht so auf Barriques. Wenn überhaupt, dann arbeite er nur mit alten… Neues Holz, die ganzen toastigen Aromen seien nur Makeup, ein Mittel, um zu vertuschen, Fehler zu überdecken, so der Winzer in 10. Generation.  Auf etwa 16 Hektar stehen vor allem Riesling und Pinot Noir, dann noch Scheurebe und Rieslaner.

Er macht wahrhaft große Weine, die schneller ausverkauft sind, als er „Endlich fertig mit abfüllen“ sagen kann! „Bestimmt sind das fette, protzige Weine“, könnte man jetzt denken. Aber so ist dem nicht!

„Meine Weine sollen leichtfüßig sein und klar, auch Rasse zeigen! Sie sollen ein Ausdruck ihrer Lage und der Person sein, die dahinter steht. Trotz dessen soll man von ihnen aber auch eine ganze Flasche genießen können und nicht schon nach dem ersten Glas genug haben!“

Keine Alkoholbomben will er, sondern aussagekräftige, frische Weine! Und das merkt man: Mittlerweile waren wir beim 2012 Riesling trocken (auch ein Gutswein) angelangt, der Butter, Grapefruit und Zitrone ins Glas bringt. Punkten kann er außerdem mit seiner Power, der kühlen Seele und der Mineralität. Aber zurück zum Thema… Um eine reife Säure zu bekommen liest er extra spät! Apropos Lese: Der Weinberg. Auf die Frage hin, was er von dem Begriff „Terroir“ halte konnte man ein richtiges Funkeln in seinen Augen sehen. „Terroir ist an sich nicht schlecht, also als Begriff. Der Schlüssel ist, was man damit alles umreißt! Terroir kann so vieles sein! Der Wein hängt vom Menschen, der Lage, dem Klima, der Sonne, etc. ab! In der Art, wie der Winzer den Wein macht, versucht er selbst, die Lage zu verstehen, das ist Terroir!“

Ein erfolgreiches Weingut hat er ja schon, aber geht da noch mehr? Man wolle nicht mehr. Es ist nicht wichtig, größer zu werden, man wolle besser werden!

Der nächste Wein war eine Fassprobe des 2012er Riesling trocken „von der Fels“. Er kommt von den jüngeren Reben (10-25 Jahre) aus den „Grand-Cru-Lagen“. Das war schon ein ganz schöner Stinker, im Mund aber klar und präzise und hatte wie die Weine davor auch so eine wunderbare kühle Finesse!

Ich sah den Moment gekommen und packte die Gelegenheit beim Schopf. „Was macht den Wonnegau, diese Region hier, so besonders und attraktiv für den Wein? Gibt es vielleicht ein

Geheimnis?“ Die Antwort war lang, aber in voller Überzeugung gesprochen: „In erster Hinsicht ist das Fleckchen hier natürlich unsere Heimat! Aber nun zum Wein: Hier gibt es viel Kalksteinfels in der unteren Bodenschicht. Der bringt viel Rasse und Energie in den Wein. Ein weiterer Vorteil ist hier bei uns das Phänomen, das der Klimawandel (der Anstieg der Durchschnittstemperatur) mit sich brachte. In Lagen, in denen die Beeren früher nie rechtzeitig ausgereift sind verhält es sich nun genau richtig. Und der letzte und wichtigste Punkt (inzwischen waren wir bei der Fassprobe des 2012er Nierstein Rieslings trocken angekommen; klares Aroma von Schiefer und diese charakteristische Cremigkeit auf der Zunge, Feuerstein): Der Wonnegau ist eine der dynamischsten Regionen in Weindeutschland überhaupt! Überall schießen junge Talente, die bereit sind, etwas zu verändern aus dem Boden, fast wie Spargel. Wie bei einem Ruderboot, bei dem alle in die gleiche Richtung rudern und dieses dann automatisch schneller fährt, so verhält es sich auch mit unserer Region. Allerdings musste der Wonnegau erst wie Schneewittchen wachgeküsst werden…“

Der letzte Wein kam an die Reihe. Es war der 2011 Abtserde Großes Gewächs. Und da war der Name Programm, das sage ich euch! Er bewies eine belebende Frische und diese für Keller fast schon notorische Kühle. Trotz alledem wirkte er ausgeglichen. Der Aufhänger war ein Aroma nach Hefe. Wahnsinn! Doch war das etwa ein Zeichen dafür, dass er spontanvergoren war? „Wir machen viel mit wilden Hefen. Aber es gibt einfach Weine, die würden ohne etwas Hilfe nicht durchgären oder nicht so, wie wir sie uns wünschen. Es kann auch vorkommen, dass die Spontanvergärung das ursprüngliche und typische Geschmacksbild vollkommen verfälscht. In vielen dieser Fälle benutzen wir Reinzuchthefen. Denn eines finde ich wichtig: Die Hefe sollte keine Aromen bilden, sondern nur ihren Job erledigen. Und das ist nun einmal nur die Umwandlung von Zucker in Alkohol!“

Und dann ging es noch raus in die Lagen des Guts. Am interessantesten fand ich die Lage Hubacker (etwa 4 ha) mit dem Turm im Weinberg.

Fazit: ♫ ♫ ♫ ♫ ♫ (5 von 6 Noten)

 

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One Response to Guest Column /Gastkolumne: ‘Wonnegau Story: Keller’ by / von Thorsten Jordan

  1. Gert Krueger says:

    Sehr geehrter Herr Pigott, Ihrer Kolumne in der FAZaS verdanke ich viele Hinweise; der beste war der Hinweis aufs Wonnegau vor 2, 3 Jahren (Grüner Silvaner vom Weingut Seehof in Westhofen für ca. 5 €). Seitdem besuche ich das Wonnegau regelmäßig. Am Abend in Schloß Bensberg (FAZ-Lieblinge 2013) lernte ich Frau Wechsler und Herrn Wittmann aus Westhofen kennen und deren Weine, herrlich!
    Kürzlich war ich an der Nahe (gewohnt habe ich auf Gut Hermannsberg, auch nette Weine!); aber das Beste, was mir seit langem untergekommen ist, war ein 2012 Riesling trocken Schloß Böckelheimer Königfels (9,50€)vom Weingut Hexamer in Meddersheim. Der wäre ein Kandidat für die FAZ-Lieblinge (Preis/Leistung). Da braucht mein kein sogenanntes Großes Gewächs!
    Vielen Dank für Ihre zahlreichen Hinweise, die mir immer wieder herrliche Weinerlebnisse beschert haben. Beste Grüße, Ihr Gert Krüger

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