Weintelegramm 26

Gerade habe ich meine letzte Flasche Erdener Prälat Riesling Spätlese von Dr. Loosen in Bernkastel/Mosel getrunken, und er schmeckte wunderbar +++ Seit langem erzeugt Loosen nur edelsüße Auslesen aus dieser Spitzenlage +++ Aber dieser Wein stammte nicht aus 2006 oder 2005 +++ Nein, es war ein 1987er, auf dem Papier der letzte unreife Jahrgang in Deutschland +++ Es stimmt, dass dieser Wein am Anfang seines Lebens eine ziemlich betonte Säure und einige kleine Kanten im Geschmack zeigte +++ Inzwischen hatte sich die Säure aber stark gemildert, und die Süße war geschmacklich so weit in den Hintergrund getreten, dass er feinherb schmeckte +++ Dazu hatte er eine sanfte Feinheit gewonnen und nur ganz hinten war eine zarte grüne Note zu spüren +++ Sicher mache ich mich damit bei den Weinhändlern Deutschlands unbeliebt, aber ich entdecke eine ähnliche grüne Note in vielen normalen Weinen des Jahrgangs 2007, auch bei Riesling-Weinen namhafter Weingüter +++ Das Problem ist, dass solche „Gutsriesling“ fast immer trocken ausgebaut sind, also nicht über die natürliche Süße verfügen, die eine zukünftige Harmonisierung des Geschmacks ermöglichen könnte +++ Sie müssen jung getrunken werden, denn sobald ihre jugendliche Fruchtigkeit verfliegt, werden sie sauer und etwas grünlich schmecken +++ Innerhalb des Sortiments vieler berühmter Weingüter ist der qualitative Sprung von solchen Weinchen hoch zu den Großen Gewächsen beim neuen Jahrgang immens +++ Dem entsprechend werde ich nur in die Spitzenweine des Jahrgangs investieren.

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