Weintelegramm 59

Spannend wie ein Krimi war für mich heute die Vorlesung von Prof. Dr. Hans R. Schultz an der Fachhochschule für Weinbau in Geisenheim/Rheingau, als er meine Vorstellung vom Rotweinanbau demontierte und sie durch eine völlig andere ersetzte. +++ Ich war mir sicher – wie viele Fachleute sich immer noch sicher sind –, dass der entscheidende Faktor) bei Rotweintrauben für die Bildung von Tannine und Farbe (Anthocyane das Licht ist. +++ Deswegen werden auch in diesem Jahr Tausende Hektar Weinberge in Deutschland entblättert, bzw. die Blätter um die Trauben frühzeitig entfernt. +++ Laut Schultz ist das aber sinnlos (außer es besteht eine große Botrytis-Gefahr). +++ Das Problem ist, dass die Temperatur der wichtigste Faktor für die Farbstoffbildung ist, und Licht auf den Trauben zu Wärme führt, aber zu warme Temperaturen dieses Prozess negativ beeinflussen. +++ In Deutschland wird sehr häufig die Entblätterung der Ertragsreduzierung vorgezogen, weil sie angeblich ohne Mengenverluste die Farbstoffbildung fördert. +++ Die Forschungsergebnisse aber zeigen, dass das ein Holzweg ist, bzw. dass die Entblätterung zu keine Steigerung des Farb- oder Tanningehalts der Trauben führt. +++ Durch die Ertragsreduzierung von 8000 auf 3000 Liter pro Hektar wird dagegen nicht nur die Farbstoffkonzentration in den Spätburgunder-Trauben um bis zu 300 Prozent gesteigert, sondern auch eine enorme Zunahme der Tanningehalt! +++ Das ergibt einen ganz anderen Wein und erklärt, warum die extreme Niedrigertragspolitik von Erzeugern wie DOMAINE LEROY in Vosne-Romanée/Burgund oder AUGUST KESSLER in Assmannshausen/Rheingau (ums Eck von meinem Schreibtisch in Rüdesheim) Sinn macht. +++ Jetzt habe ich gigantische Lust auf Rotweinanbau bekommen, muss aber morgen nach Franken fahren, um meinen Weinberg, in dem weiße Müller-Thurgau-Trauben (hoffentlich) reifen werden, zu pflügen +++ Mist? +++ Nein! +++ In den sechs Monaten seit ich hier bin habe ich einen ganz anderen Bezug zu Reben und Boden bekommen – auch zu „meinen“ Reben. +++ Wir gehören zusammen!

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Weintelegramm 58

Gerade habe ich meinen fünften Tag Rebschnitt hinter mir, aber die letzten zwei davon fanden nicht in Tauberzell/Franken statt, sondern hier in Geisenheim/Rheingau, wo ich Weinbau studiere. +++ Mit den Studenten des vierten Semesters mache ich ein Weinbauprojekt und bin in der Gruppe, die eine Parzelle in der Umstellung auf biodynamischen Weinbau bewirtschaften. +++ „Biodyn“, wie es oft unter Insider genannt wird, geht auf Rudolf Steiner und 1924 zurück, und ist in den letzten Jahren zu eine wahren Weinbau-Mode avanciert. +++ Deshalb macht nicht jeder Biodyn-Winzer diese Sache aus Überzeugung, aber wir haben das große Glück von Georg Meissner eingeführt zu werden, der schon biodynamischen Weinbau in Frankreich, Südafrika und Deutschland praktiziert hat. +++ Bei diesem Bewirtschaftungssystem geht es darum, möglichst im Einklang mit den kosmischen Zyklen zu arbeiten und eine Kreislaufwirtschaft in Gange zu bringen. +++ Das klingt vielleicht mystisch, aber es geht auch darum, die Abhängigkeit der Reben vom chemischen Dünger und vielen anderen Produkte, die energieintensiv in der Herstellung sind, radikal zu brechen. +++ Bodenleben und Wiederstandsfähigkeit der Rebe müssen gestärkt werden, und der Hof soll zu einem möglichst selbstständigen, vielseitigen „Organismus“ werden. +++ Obwohl ihn diese hochgesteckte Ziele sehr wichtig sind, hat Meissner eine wunderbar entspannte und pragmatische Haltung zur Theorie. +++ „Der Mond hat einen Einfluss, aber natürlich auch das Wetter, und wir müssen uns mit beidem beschäftigen.“ +++ Heute stürmte es beim Rebschnitt, und es gab viel Altholz rauszuziehen, weil die Reben noch zu wüchsig sind, um optimale Qualität zu geben oder sich gegen Krankheiten gut wehren zu können. +++ Wir wollen tolle Trauben ernten und werden deshalb diese Wüchsigkeit eindrosseln müssen. +++ Ich bin sehr gespannt, was die heute gezogenen Bodenproben erzählen, aber ich kann mir schwer vorstellen, dass wir düngen müssen. +++ Wenn, dann wird es selbstverständlich Biodyn-Kompost sein.

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Weintelegramm 57

In meinem Weinberg in der Lage Tauberzeller Hasennestle war es heute ganz anders als während des verschneiten Rebschnitts vor einigen Wochen. +++ 13 Grad Celsius und eine Sonne, die durch 68% Steilheit konzentriert wurde, zwangen mich, meinen Anorak auszuziehen und die Ärmeln meines Sweatshirts hochzukrempeln; Frühling statt Winter! +++ Langsam aber sicher habe ich das Biegen und Niederzeihen der Ruten abgeschlossen, und die Reben stehen für den Austrieb bereit. +++ Als ich gestern bei nur 8,5 Grad Celsius mit dieser Arbeit anfing, wimmelt es am Boden schon vor Spinnen und heute habe ich eine Biene gesehen! +++ So war es auch im letzten Sommer, als ich zum ersten Mal hier war. +++ Damals war es kein ökologisch bewirtschafteter Weinberg, und ich werde ihn auch in diesem Jahr nicht ökologisch bewirtschaften. +++ Ich werde zwar keine Herbiziden einsetzen und nur Pflanzenschutzmitteln, die unbedenklich für den umweltschonende Weinbau sind, ausbringen, aber ich werde nicht auf Chemie verzichten. +++ Später im Keller will ich keinesfalls spontan vergären, bzw. ich werde Reinzuchthefe einsetzen, weil im Keller meiner Verpächtern Christian und Simone Stahl (Winzerhof Stahl in Auernhofen/Frankfurt) nie eine Spontangärung durchgeführt wurde, und ich nicht Rouletten spielen will. +++ Der Wein wird in Edelstahl vergären und auch dort lagern (ein 1000-Liter-Immervolltank mit Kühlmantel von CLEMENS ist vorgesehen). +++ Auch so ist ein toller Wein möglich, aber ich werde trotzdem ein wenig Glück brauchen. +++ „Sie können glücklich sein! Sie sind Teil der realen Wirtschaft!“, sagte mir neulich Christian Liste von der Berliner Bank „Delbrück, Bethmann, Maffei“, eine ehrenhafte Ausnahme unter den Banker dieser von der Finanzkrise gezeichnete Welt. +++ Nach den vergangenen Tagen in den Reben bin ich erst recht Teil der reale Wirtschaft! +++ Jetzt muss ich zum Schreibtisch zurück um mein neues Buch fertig zu schreiben, sonst wird es nicht pünktlich Ende September erscheinen.

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Weintelegramm 56

Bekanntlich kann/darf man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen, aber kann/darf man Apfel- und Birnen-Wein miteinander Traubenwein vergleichen? +++ Diese Frage beantwortet die Veranstaltung „Apfelwein im Römer“ um 14 Uhr am Sonntag, den 15. März 2009, im Frankfurter Römer mit einem entschiedenen „Ja“! +++ Gewissermaßen ist dieser Tag die öffentliche Premiere für die neue Apfel- und Birnen-Weinkultur Deutschlands, die sich erst während den letzten Jahren entwickelte. +++ Damit ist keinesfalls der derbe, ruppige Frankfurter „Äpelwoi“ gemeint, sondern fruchtbetonte, saftige und hocharomatische Apfel- und Birnenweine, die von einer Reihe von Pionieren in verschiedenen Gebieten Deutschlands erzeugt werden. +++ Sie haben vielmehr mit den neuen deutschen Traubenweinen – Generation Riesling! – gemein als mit dem altbackenen Getränk aus Äpfeln, das immer noch hergestellt wird. +++ Ein französische Vorbild für dieser Entwicklung gibt es auch, es ist Eric Bordelet, der schon 1992 damit anfing, in der Normandie den Cidre und den Poiré neu zu erfinden. +++ Bordelet studierte Traubenweinbau in Dijon, dann arbeitete als Sommelier in Paris, bis er von dem 3-Michelin-Sterne-Zirkus genug hatte und mit großer Traubenweinkultur im Kopf nach Hause zurückkehrte. +++ Bordelet kommt auch nach Frankfurt, und ist alleine den Eintritt wert! (20,- Euro Vorkasse, 25,- Euro Tageskasse, siehe www.apfelwein-im-roemer.de) +++ Dazu stehen alle bedeutenden deutsche Erzeuger nebeneinander und präsentieren ihre aktuelle Weine und Schaumweine. +++ Ja, Apfel- und Birnen-Schaumweine wie von Joachim Döhne aus Schauenburg bei Kassel oder von Andreas Schneider (Obsthof am Steinberg) aus Niedererlenbach bei Frankfurt kann Champagne qualitativ Paroli bieten! +++ Das wurde für Jörg Geiger aus Schlat in Württemberg zu einem großen Problem. Wegen des Namens seines Birnenschaumweins aus der „Champagner Bratbirne“, wurde er von der Champagne-Industrie vor dem Gericht gezogen. +++ Diesen alten Sortenname wollten sie ihm tatsächlich verbieten! +++ Meine Frau, die Food-Journalistin Ursula Heinzelmann, und ich sind auch im Römer anzutreffen, um diesen Äpfel-mit-Birnen-Vergleich erleben zu können! +++ Wer eine Orientierungshilfe braucht, fragt am besten Michael Stöckl von der Landsteiner Mühle, der mit Andreas Schneider diese bahnbrechende Präsentation veranstaltet.

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Wein des Monats – März 2009

Müller-Thurgau
2008 MÜLLER-THURGAU FEDERSTAHL: 5 Euro vom Weingut Stahl

Theoretisch ist Müller-Thurgau die banalste Traubensorte Deutschlands, weil sie nur weiche und vordergründig parfumierte Weine ergeben kann. Theoretisch ist Auernhofen/Franken der banalste Weinort Deutschlands. In diesem kleinen stark von Landwirtschaft geprägten Ort ist der Wein kaum sichtbar und das Schwein oft gut riechbar. Theoretisch kann die Kombination davon nur schrecklich schmecken. Aber der 2008 MÜLLER-THURGAU FEDERSTAHL von Christian und Simone Stahl trotzt diesen Theorien auf spektakuläre Weise. Der Wein funkelt wie ein echter kleiner Diamant, duftet nach Frühlingsblüten und weißen Gummibärchen und hat eine enorme Frische, die geradezu erotisch wirkt.
Er ist beileibe nicht der einzige genial trotzige Wein der von dem jungen Paar erzeugt wird. Während der letzten Jahre haben sie eine Reihe erstaunlicher Weißweine entwickelt, die definitiv neben „Rammstein“ und „Gegen die Wand“ unter radikaler deutscher Pop-Kultur einzustufen sind. Dass sie die alten Weinkritiker weder amüsiert noch begeistert, soll nicht überraschen, aber das interessiert das begeisterte Publikum nicht. Genau wie es Punk-Rock ohne Kritikerlob nach oben schaffte, schaffen es auch die Stahls.
Deswegen mache ich mein Weinbau-Projekt – 400 Müller-Thurgau-Reben in 68-prozentig steiler Hanglage – bei Ihnen. Tagsüber schaffe ich im Weinberg, abends werden abgedrehte Filme geschaut und gesoffen. Es macht riesig Spaß!

Weingut Stahl
Lange Dorfstraße 21
D 97215 Auernhofen
Tel: +49 (0)98 48 / 9 68 96
E-Mail: mail@winzerhof-stahl.de
Internet: www.winzerhof-stahl.de

Weingut: Weingut Stahl

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Weintelegramm 55

Jetzt bin ich in Tbilisi/Georgien, bzw. sitze im „Schreibknast“ und arbeite fieberhaft an dem Georgien-Kapitel meines neuen Buches. +++ Am letzten Samstag fand die „11. Lange Nacht des Deutschen Weins“ im Weinlager vom Weinstein in Berlin statt. +++ Die Jungwinzergruppe SIMPLY WINE stellte ihre aktuellen Weine dem bunten und durstigen Publikum vor. +++ Der 2007 WILD THING RIESLING von Anthony Hammond’s (www.garage-winery.com) in Oestrich/Rheingau war tatsächlich wild, aber auch rassig und trocken. +++ Der 2006 BLACK BERRY von Markus Bruker (www.weingut-bruker.de) in Großbottwar/Württemberg hatte eine wunderbare Saftigkeit und reife Beernfrucht für ein deutsches Rotwein-Cuvée auf Cabernet Sauvignon-Basis. +++ Michael Beck (www.hedesheimer-hof.de) aus Stadecken-Elsheim/Rheinhessen zeigte einen 2007 RIESLING ALTE REBEN, der an Kraft, Geschmeidigkeit und Balance manchen teuren „Große Gewächse“ deutlich überlegen war. +++ Am Nachmittag habe ich mich mit der Gruppe (www.simply-wine.de) im Hotel Upstalsboom in Berlin-Friedrichshain getroffen, um den 2008ER R8, ein Cuvée aus trockenen Rieslinge von allen acht Gruppenmitgliedern, zu komponieren. +++ Viel Lob gab es für den 2007ER R8, vor allem wegen seiner komplexen Aromatik, aber auch ein wenig Kritik bezüglich seiner betonten Säure. +++ Der neue R8 wird deutlich saftiger und kann zum ersten Mal ab 16 Uhr am Sonntag, den 29. März, am SIMPLY WINE -Stand (4a31) auf der ProWein in Düsseldorf probiert werden.+++ Bei der „Lange Nacht“ habe ich 2003er-Weine aus meinem Privatkeller ausgeschenkt, und es gab eine Reihe toller Rieslinge mit natürlicher Süße. +++ Einfach genial die ÜRZIGER WÜRZGARTEN SPÄTLESE von Dr. Loosen. +++ Keiner der trockenen Rieslinge aber reichte an den unglaublich fein und überraschend frischen 2003ER BERG SCHLOSSBERG von Georg Breuer in Rüdesheim/Rheingau neulich bei „Wein Lab 3“ in Hammer Weinkostbar in Berlin (www.hammers-wein.de). +++ Jetzt aber geht’s zurück in die Schreibzelle!

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Weintelegramm 54

Gestern in Tauberzell/Franken kam es zum Rebschnitt-Super-Gau! +++ Gut zwanzig Zentimeter Schnee bedeckten den Boden und dazu noch Schneeregen! +++ Eisige Nässe durchdrang alle Schichten meiner angeblich wasserdichten Kleidung, ging unter die Haut, und nach zwei Stunden glaubte ich, sie um meine Knochen zu spüren. +++ Noch schlimmer wurde es dann, als meine Handschuhe kaputtgingen und mein I-Pod streikte. +++ Aber irgendwie habe ich es dann doch geschafft, die letzten meiner zehn Rebzeilen zu schneiden und einiges von dem alten Rebholz aus dem Drahtrahmen zu ziehen. +++ Das Rebholz wird – wie in den Weinbergen meines Verpächters Winzerhof Stahl in Auernhofen/Franken – klein geschnitten und auf dem Boden geworfen. +++Es hilft der Humusbildung und enthält auch wichtige Nährstoffe, die langsam freigesetzt werden. +++ Seit ich die Bodenanalyse von der Abteilung Bodenkunde der Fachhochschule für Weinbau in Geisenheim erhalten habe (danke Stefan Muskat!) weiß ich, dass meine Parzelle momentan keinerlei Düngung oder zusätzlichen Humus braucht. +++ Eher werde ich Unkraut/Beiwuchs benötigen, um den Stickstoffgehalt des Bodens zu drosseln. +++ Nur darf es nicht so viel davon sein, dass es bei den Reben zu Wasserstress führt. +++ Nach so viel Regen und Schnee dauert es zwar eine Weile, bis diese Gefahr akut werden kann, aber ich kann mich an 30 Grad im April erinnern! +++ Bis dahin gibt es aber noch viel Arbeit. +++ Das Niederziehen der Ruten ist meine nächste Aufgabe, aber dafür muss es wärmer werden, sonst bricht die Hälfte der Ruten ab. +++ „Wärmer“ klingt sehr erfreulich nach diesen harten Tagen in Wein-Sibirien. +++ Gleich muss ich mit dem ICE zu einer Veranstaltung und einem Radio-Interview nach München. +++ Im Zug muss ich weiter an meinem neuen Buch schreiben. +++ Bis ich Freitag soll das Kapitel über meiner Reise ins Extrem-Weinland Moldova fertig sein, sonst kann ich nächste Woche nicht das Thema ehemalige UdSSR rechtzeitig abschließen. +++ Wie immer bewegt sich mein Leben zwischen Arbeitsmühle und Wahnsinn.

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Weintelegramm 53

„Bist du völlig bescheuert?“, fragte ich mich, als ich um 9 Uhr morgens im Schneesturm zusammen mit Christian und Simone Stahl, ihrem Außenbetriebsleiter, dem rätselhaften „Dr.“, und ihrem ungarischen Mitarbeiter Hunor in Richtung Weinberg losfuhr. +++ „Das einzige Problem ist überhaupt die Straße zu erkennen!“, sagte ich zu Christian, als wir uns nur mühsam fortbewegten. +++ „Ich kann mich erinnern, dass es hier eine Straße gab!“, antwortete er ironisch. +++ Nachdem wir mit viel Geschick und etwas Glück im Tauberzeller Hasennestle angekommen waren, ließ der Schnee etwas nach, und ich konnte meinen zweiten Rebschnitt-Tag beginnen. +++ Reben bei minus 2,5 Grad Celsius auf einen 68 Prozent steilen Hang schneiden, klingt wie eine Reise durch die Eishölle, aber trotz der körperlichen Anstrengung war es eine vergnügliche, fast meditative Arbeit. +++ Mein Kampf mit dem Manuskript meines neuen Buches habe ich dabei komplett vergessen! +++ Als wir mittags bei Stahls saßen und der „Wein spricht deutsch“-Fotograf Andreas Durst (der inzwischen von Christian „Thirsty Andy“ umgetauft wurde) dazu stieß, wurde die Sache deutlich bunter. +++ Am Nachmittag bin ich lange vor seiner Kamera herumgerutscht und hatte das Gefühl nichts zu schaffen, aber dann um 17 Uhr habe ich mit Riesenfreude festgestellt, dass ich am nächsten Tag nur noch eine Zeile zu schneiden habe. +++ Jetzt sitze ich am Esstisch im Hause Stahl und erinnere mich an das „Wein Lab 3“ vor einer Woche in Hammers Weinbar in Berlin, wo wir viele spannende und einige geniale ältere trockene Rieslinge kosteten. +++ Die 1983ER RIESLING SPÄTLESE TROCKEN von WEINGUT J.B. BECKER in Walluf/Rheingau war wahnsinnig stark, bzw. mit ihren gut 25 Jahren noch elegant and charaktervoll. +++ Wenn mein Weinbau-Experiment gelingt, dann werde ich von meinem Wein auch ein paar Kisten weglegen in der Hoffnung, dass längere Flaschenreife ihm gut tut. +++ Aber zuerst muss ich so gut im Weinberg arbeiten, dass meine Trauben einen mindestens so guten Wein wie den trockenen 2008 FEDERSTAHL MÜLLER-THURGAU von WINZERHOF STAHL ergeben. +++ Er steht jetzt vor mir im Glas, Metallica hämmert aus den Lautsprechen und Essensgerüche aus der Küche strömen zu mir herüber. +++ Bitte beten, dass sich die Sonne an meinem letzten Rebschnitt-Rebschnitt sehen lässt und es nicht noch eine riesige Ladung Schnee gibt!

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Weintelegramm 52

11. Lange Nacht des Deutschen Weins und der Riesling R8

Der unkonventionellste Weinkritiker Deutschlands, Stuart Pigott und Weinstein veranstalten am 21.02.2009 ab 2000 Uhr zum 11. Mal die „Lange Nacht des Deutschen Weines“, um Gelder für AIDS-Projekte in Südafrika zu sammeln. Über 50.000 Euro sind schon überwiesen. Veranstaltungsort ist das erste Kellergeschoss der „Alten Mälzerei“, Saarbrücker Straße 20/21, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg.

Unter dem Motto „Wein hilft“ öffnet Stuart Pigott für einige Stunden seinen privaten Weinkeller. Mit ihm zusammen haben Sie die Möglichkeit, in der lockeren Atmosphäre unseres Gewölbekellers Weine des Jahrhundertjahrgangs 2003 zu trinken. Einige dieser Schätze können am Abend sogar ersteigert werden.

Gleichzeitig stellt er Mitglieder der Gruppe “Simply Wine” vor, zu der 8 Winzer 6 verschiedener Anbaugebiete aus 3 Bundesländern gehören. Mit Unterstützung von Stuart Pigott haben sie letztes Jahr den Wein R8 kreiert, eine Cuvée, die zu gleichen Teilen aus Riesling aller Mitglieder der Gruppe besteht. Der R8 sammelt 2 Euro pro verkaufter Flasche für „Wein hilft“ und kann ab sofort im Weinstein probiert werden.

Für kulinarische Begleitung sorgt das Weinstein in Form von vielen kleinen Mini-Gerichten, die den ganzen Abend über gereicht werden. Und wie jedes Jahr gibt es wieder Livemusik und ein Minnitheaterstück, aufgeführt von „Simply Wine“.

Der Teilnahmebetrag setzt sich aus 30 Euro Kostenbeteiligung und einer Mindestspende von 30
Euro für „Wein hilft“ zusammen.

Anmeldungen per mail an
weinstein@weinstein.eu

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Wein des Monats – Februar 2009

Rotweincuvée
2007 FLINT für € 5,70 vom Weingut Hofmann

Mit einem blauen Kreis und „FLINT“ groß auf dem weißen Etikett gedruckt, ließ mich dieser Weißwein keine Sekunde lang zweifeln, dass er ganz modern ist. Nur woher er kommt, verrät seine Erscheinung nicht auf Anhieb. Ein Moment lang dachte ich, er käme vielleicht aus Südafrika, einem Land, das viele gute und günstige Weißweine in unsere Supermarktregale schickt. Erst als ich ganz genau hinschaute, fand ich winzig klein am unteren Rand des Etiketts die Worte „by j. hofmann“. Damit war klar, dass Jürgen Hofmann vom WEINGUT HOFMANN in Röttingen/Franken dahinter steckt.

Noch erstaunlicher war aber der Wein selbst. Er duftete nach einem ganzen Korb voller Früchte, von Stachelbeeren bis Pfirsich, von schwarzen Johannisbeeren bis hin zu Äpfeln und noch viel, viel mehr. Saftig und rund, aber auch extrem frisch und belebend hat mich der Geschmack sofort gefangen genommen, dann folgte der würzige Ausklang, und ich war hin und weg. Das ist ganz moderner deutscher Wein-Pop ohne Kitsch oder Bubblegum. Für ein Weingut an der abgelegenen Tauber, wo man leicht dem Eindruck erliegen kann, die Zeit sei jahrzehntelang stehen geblieben, ist das schon wunderbar revolutionär.

Lange haben sich die deutschen Winzer in zwei Gruppen geteilt. Seit einer halben Ewigkeit gibt es die Etablierten, die an Traditionen glauben und ihnen in vielen Fällen überzeugende neue Formen verleihen. Dann gibt es die – meist jungen – Rebellen, die unbedingt gegen den Strich arbeiten wollen und das auch oft gut hinkriegen. Aber beides auf einmal, nebeneinander im gleichen Betrieb, das schien unmöglich. Der gerade 31-jährige Jürgen Hofmann aber schafft es. Mit Riesling und Silvaner in weiß sowie Spätburgunder und dem einheimischen Tauberschwarz in rot erzeugt er eine ganze Reihe hochwertiger trockener Weine in eher traditioneller Manier, die zugleich eine ganz eigene Handschrift tragen. Bei seinem „FLINT“ weiß und rot hingegen ist der Zeitgeist ganz modern.

Weingut Hofmann
Strüther Straße 7
D 97285 Röttingen
Tel: +49 (0)93 38/15 77

Weingut: Weingut Hofmann

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