Weintelegramm 43

Immer wieder fragen mich Freunde, wie es mit Partys in Geisenheim aussieht, und immer wieder antworte ich, dass ich zum Studieren dort bin und nicht, um mich zu besaufen. +++ Viele Studenten haben mich bestimmt als Streber eingestuft (sitzt ganz vorn, macht mächtig viele Notizen), aber die letzten Nächte haben dieses Bild etwas zurechtgerückt. +++ Am Dienstag, nein es war schon ganz früh am Mittwoch, bei einer Hausparty in Rüdesheim, habe ich plötzlich festgestellt, dass die junge Dame, mit der ich gerade sprach, am liebsten viel mehr mit mir getan hätte, als mir nur tief in die Augen zu schauen. +++ Ich musste eine Lobeshymne auf meine Frau singen, um die Sexbombe davon abzubringen, ihre Zündung zu tätigen! +++ Gute rheinhessische Scheurebe und Bier nach einer Württemberg-Österreich-Ungarn-Verkostung (der Jamsession für diese Woche) am frühen Abend schlugen mächtig durch und trieben mich kurz nach drei (alleine) ins Bett. +++ Eigentlich müssen die besten Weine der Verkostung erwähnt werden, nicht zuletzt, weil der 2007 TROLLINGER Literwein von Rainer Schnaitmann in Fellbach ein perfekter Partywein ist. +++ Auf der kräftigen Seite waren der 2006 KÉKFRANKOS von Zoli Heimann in Szekszárd/Ungarn, großzügig, aber wunderbar balanciert und der üppige, sattreife 2006 LEMBERGER PASSION (Holzfass-Version) von Weingut Schönbrunn in Erlenbach/Württemberg ziemlich beeindruckend. +++ Heute früh habe ich einen weißen Plastikbecher von der gestrigen Promo-Party im Keller von Schloss Kosakenberg auf meinem Schreibtisch entdeckt. +++ Aus diesem Becher habe ich gute und wilde Weine getrunken, dann behauptet, dass jeder Wein, der da reinkommt, sofort 100-Gault-Millau-Punkte wert ist; der heilige Becher rettet die deutsche Winzerjugend! +++ Heute früh kam ich pünktlich aus dem Bett, um Professor Monika Christmanns Worte zum Thema Trockeneis zu hören, dabei fühlte sich mein Kopf an, als ob er eine Packung Trockeneis gut gebrauchen könnte!

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Weintelegramm 42

Nach siebenstündiger Bahnfahrt stand ich gestern Abend kurz vor 22 Uhr vor dem Rüdesheimer Bahnhof im Schnee und stellte fest, dass es weit und breit kein Taxi gab. +++ Mein ganzes Gepäck (die Wochen-Wäsche eines Studenten!) musste ich durch die verschneite Stadt schleppen, aber solche Anstrengungen sind mein Weinbaustudium in Geisenheim wert. +++ Oft überraschen mich Studenten, die vom Alter her meine Kinder sein könnten, mit ihrer positiven Energie. +++ Nachdem ich z.B. der Studentengruppe, die die Dienstags-Verkostung „Jamsessions“ veranstaltet, von der selbstverliebten Präsentation des „Gault Millau WeinGuide 2009“ am letzten Mittwoch in Mainz (siehe letztes Weintelegramm) erzählte, haben sie mir ganz klar gesagt: „Klingt grässlich, aber es ist wichtig, dass es den ´Gault Millau WeinGuide´ gibt.“ +++ Unter diesen Studenten waren einige, deren Familienweingüter vom „Gault Millau“ unterbewertet wurden, und andere, deren Weinqualität von dem Guide komplett ignoriert wurde! +++ Wo findet man solch einen Großmut und eine Souveränität unter uns Weinjournalisten? +++ Deshalb ist es befreiend, hier zu sein, und lauter Winzer zu entdecken, die sonst auf dem Radarschirm der Weinmedien maximal als winzige Punkte erscheinen. +++ Vor eine Woche bei Petra Grünewald in Eltville habe ich Kiki Simon und die Weine der Gebrüder Simon in Lösnich/Mosel (www.gebrueder-simon.de) kennengelernt. +++ Ich hätte nie gedacht, dass Blanc de Noir von Spätburgunder von der Mosel solch ein saftig-eleganter trockener Wein sein könnte wie der 2007 DER GEBRÜDER SIMON. +++ Am Schluss probierten wir noch ihre 2007 ERDENER TREPPCHEN SPÄTLESE mit ausgeprägter Kräuterwürze und geradezu erotisch anmutender Saftigkeit. +++ Wenn ich Punkte vergeben könnte, dann bekäme er viele, kostet aber nur 9 Euro. +++ „Winkt die erste Traube?“, schreibt der „Gault Millau“ über das Gut gönnerhaft, aber was gönnen sie solchen unbekannten Winzern wirklich?

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Weintelegramm 41

Der gerade erschienene Gault Millau WeinGuide Deutschland hat eine Welle von Staunen und Unverständnis bis hin zu Wut unter den deutschen Winzer ausgelöst. +++ Gestern wurde die deutsche „Weinbibel“ in Mainz mit einer sehr pathetischen Ehrung der Siegerweine präsentiert. +++ Gegen Lob ist an sich nichts zu sagen, aber wenn es so zähflüssig und schwer wie Sahne fließt, muss man sich fragen, ob der Genuss überhaupt noch eine Chance hat. +++ Dazu kommt die merkwürdige Art und Weise, wie die trockenen Siegerweine immer wieder mit den Spitzengewächsen des Burgunds verglichen wurden. +++ Zuerst habe ich mich gefragt, warum der Gault Millau-Co-Herausgeber Joel Payne immer wieder von den Bourgo-ndersorten sprach. +++ Dann machte es bei mir plötzlich Klick: Er hat die Burgundersorten in Bourgogne-Sorten umgetauft! +++ Beeindruckend waren die Siegerweine – sicherlich, aber es ist wenig überraschend, wenn der gleiche Winzer mit dem gleichen Wein – der 2006 PINOT NOIR von Fritz Becker in Schwaigen/Pfalz – nun schon zum sechsten Mal in Folge den roten Siegerwein stellt. +++ Eine Wiederholungstäter auch der Sekt des Jahres: der TRIUMVIRAT von Raumland in Flörsheim-Dalsheim/Rheinhessen – dem Ähnlichkeiten zu einem Prestige Cuvée Champagne zugeschrieben wurden! +++ Der trockene Siegerwein aus den weiße Bourg-undersorten – 2007 GRAUBURGUNDER GROSSES GEWÄCHS aus dem Henkenberg von Salwey in Oberrotweil/Baden – wurde mit den Weißweinen aus den 1er Cru und Grand Cru Lage der Bourgogne verglichen. +++ Was sonst? +++ Beim trockenen Riesling wurde der Siegerwein 2007 ABTS ERDE GROSSES GEWÄCHS von Keller aus Flörsheim-Dalsheim – zwar nicht als Montrachet-ähnlich beschrieben, aber burgundisch anmutende Fülle und Schmelz wurde ihm schon zugeschrieben (nebenbei, ähnelt der 2007 Burgweg Großes Gewächs von Schlossgut Diel in Burg Layen/Nahe, Familienweingut des Co-Herausgebers Armin Diel, diesem Kellerwein!) +++ Was wollen Diel und Payne den deutschen Winzer mit alldem sagen: Mach auf Bour-gundisch und der Sieg ist dein?

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Weintelegramm 40

Seit sechs Wochen kämpfe ich mit Pflanzenernährung, Mostvorklärung und meinem zweifachen Doppelleben. +++ Zum einen gibt es da den Weinbau-Student Stuart Pigott und den Weinjournalist Stuart Pigott.+++ Gelegentlich ist es ziemlich kompliziert, diese zwei unter einen Hut zu bekommen, aber viel schwieriger ist es, immer wieder zwischen dem Berliner Stuart Pigott und dem Geisenheimer Stuart Pigott hin und herzuwechseln. +++ Das Problem ist, dass ich mich in all diesen Rollen wohl fühle und mich gerne in jeder komplett entfalten möchte. +++ Manche schaffen so etwas, aber ich gehöre nicht zu der Gattung Männer, die problemlos mit mehreren Frauen gleichzeitig Beziehungen pflegt oder ohne Gewissenbisse geheime Kontos in Liechtenstein führt. +++ Dazu habe ich die falschen Gene, mangelt es mir an krimineller Energie. +++ Zu meiner Begeisterung für die Montags-Vorlesungen von Prof. Hans Schultz zum Thema „Allgemeiner Weinbau“ jedoch kann ich voll und ganz stehen, aus folgenden Gründen. +++ Zum einen erweitert der Inhalt mein Verständnis über die Rebe, zu anderen hilft mir die enorme Energie Schultz, den schwierigen Wechseltag von Berlin auf Geisenheim und von Journalist auf Weinbaustudent zu bewältigen. +++ Letzte Woche habe ich bei Schultz von der Bedeutung des Verhältnis zwischen Laubwandhöhe und Laubwandabstand erfahren, das optimalerweise 0,8 betragen soll. +++ Sofort habe ich von Christian Stahl, von dem ich die zehn Zeilen in der Lage Tauberzeller Hasennestle gepachtet habe, die Eckdaten meines Weinbergs angefordert und gerechnet. +++ Zumindest auf dem Papier habe ich eine gute Chance, dort einen überzeugenden Wein zu erzeugen. +++ Auf alle Fälle ist es mein erklärtes Ziel, den schrecklichen 2007 Trentino Chardonnay von der Genossenschaft CAVIT, der bei REWE für 4,99 Euro im Regal steht, deutlich zu übertreffen. +++ Ich habe ihn am Dienstagabend bei der „Jamsession“ in der Albert-Schweizer-Straße verkostet und war wie alle Anwesenden von dem stinkenden Wein entsetzt. +++ Wer so etwas abfüllt und auf den Markt bringt, hat die Gene und den Geist, die mir fehlen!

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Weintelegramm 39

Natürlich bin ich in Geisenheim ein tüchtiger Weinbaustudent, nur manchmal schwänze ich eine Vorlesung wegen einer Weinverkostung. +++ So war ich gerade in Südtirol auf den „Rieslingtagen Naturns“, wo man die Gelegenheit hat, in entspannter Atmosphäre großartige Rieslinge sowie erstklassigen Vinschgauer Speck zu verkosten. +++ 35 Rieslinge aus Italiens konnte man probieren, davon 19 aus Südtirol, aber auch Weine aus Trentino, Lombardei, Piemonte, Friuli und Veneto. +++ Dazu kam eine größere Auswahl an Spitzenweine aus Deutschland, Österreich und dem Elsass sowie einige Rieslinge aus Übersee, aber auch Weine aus überraschenden Ecken der Weinwelt wie z.B. aus den Niederlanden. +++ So interessant wie die 2007er deutsche Gewächse waren – der GEYERSBERG von DREISSIGACKER in Bechtheim/ Rheinhessen bot Weinen aus den berühmtesten Weingütern Paroli – waren die Italiener noch viel spannender. +++ Bei den Südtirolern gab es zwar einige etwas dünne und säuerlich-grünliche Weine, aber keine misslungene – ein Quantensprung gegenüber der Situation von vor zwei Jahren! +++ In punkto Saftigkeit und Pfirsichduft war der 2007ER von FLAKENSTEIN in Naturns geradezu genial, dagegen wirkten die Kräuter-Aromen des 2007ER KAITON von PETER PLIGER in Brixen/Eisacktal explosionsartig, die mineralische Säure immens nachhaltig. +++ Wer hätte es gedacht, aber der kräftige und rassige 2007ER PÉTROCINE von VAJRA in Barolo/Piemont war qualitätsmäßig auch ganz vorn mit dabei. +++ Aus Übersee standen der schlanke, vielschichtige 2007ER ISOLATION RIDGE von FRANKLAND ESTASTE in Westaustralien (www.franklandestate.com.au) und der nach weißem Pfirsich duftende, filigrane trockene 2007ER von FELTON ROAD in Otago/Neuseeland (www.feltonroad.com) sehr gut dar. +++ Aber Riesling aus den Niederlanden? +++ Der 2007ER LOEWBERG von APOSTELHOEVE bei Maastricht (www.apostelhoeve.nl) war leicht, besaß dazu feine Apfel- und Johannisbeer-Aromen und erstaunlich geschliffene Säure. +++ Einzig schmerzvoller Punkt bei den Rieslingtagen: Immer noch tun mir die Waden vom langen Spaziergang auf 1200 bis 1400 Meter – wo kein Riesling mehr wächst – weh!

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Weintelegramm 38

Gestern Abend fand in Geisenheim die erste „Jam-Session“ mit einer größeren Runde Weinbau-Studenten statt, zu der auch ich eingeladen wurde. +++ Zahlreiche 2007er trockene Rieslinge unter € 10 wurden blind probiert, fast alle von mir unbekannten Erzeugern. +++ Ich hatte eine Achterbahnfahrt erwartet, aber es entwickelte sich zu einem „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der leckerste Riesling im Land“-Spiel. +++ Die Riesling Spätlese von Johannes Spiess aus Bechtheim/Rheinhessen ist ein saftiges und spritziges Fruchtpaket der moderne Art (www.www.spiess-wein.de). Ja! +++ Viel kräftiger fällt der Westhofener Kirschspiel von Peter Geil aus Monzernheim/Rheinhessen aus, mit ausgeprägte Mangoduft und viel Schmelz, für nur € 6,50 ein Schnäppchen (www.weingut-helmut-geil.de). +++ Der „normale“ Riesling trocken von Justus Ruppert aus Dittelsheim-Hessloch (www.ruppert-deginther.com) zeigte, dass keinesfalls alle Jungwinzer aus Rheinhessen Verona-Feldbusch-Weine erzeugen wollen: schlank, fest und trocken ging er eindeutig in Richtung Kate Moss. +++ Mit feiner Pfirsichfrucht, Rasse und einem ganzen Geologie Museum voller Mineralien präsentiert sich der „S“ von Johannes Sinß in Windesheim/Nahe (www.weingut-sinss.de) als ein starkes Stück Wein für nur € 7.+++ Das gilt auch für den Literwein von Florian Mengel in Engelstadt/Rheinhessen (www.weingut-otto-zimmer.de), einen süffigen Riesling mit ausgeprägte Cassis-Grapefruit-Note für absurde € 3,60! +++ Definitiv nicht ganz trocken aber definitiv ganz toll ist der konzentrierte und filigrane „Primus“ Auslese von Gerrit Walter aus Briedel/Mosel (www.weingut-walter.de).+++ Dann mussten alle Anwesenden noch zugeben, dass der neue „R. Prüm“ Mosel Riesling feinherb von ALDI Süd für seine € 4,99 ein ganz passabler Wein ist. +++ Zu meinem Glück fuhr mich „Wein spricht deutsch“- Fotograf Andreas Durst nach dieser erstaunlichen „Jam-Session“ in seinem halbdemolierten Nissan sicher nach Hause und nächste Woche verkosten wir Weißburgunder und Chardonnay!

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Weintelegramm 37

Seit vier Wochen bin ich nun Gasthörer an der Fachhochschule in Geisenheim und fühle mich halbwegs wie ein richtiger Weinbaustudent. +++ Ich habe schon sehr viel gelernt. +++ Prof. Dr. Monika Christmann hat mir bewiesen, dass so lange es kein Fäulnisproblem gibt, die maschinelle Traubenlese genauso schonend wie die manuelle sein kann.+++ Die von mir (und vielen anderen) vermuteten qualitativen Einbussen beim Einsatz von Lesemaschinen können in Wirklichkeit allenfalls von einem nicht optimalen Traubentransport nach dem Abpflücken herrühren.+++ Damit habe ich mich von einem großen Vorurteil verabschiedet und sehe nun diese technische Innovation als Fortschritt; vor allem dann, wenn plötzlich im Herbst viel Regen droht. +++ Der einzige Nachteil der Maschinen ist, dass sie die Trauben (noch) nicht selektionieren können.+++ Von Prof. Dr. Hans Schultz habe ich gelernt, dass sich nur die „unreife“ Äpfelsäure in den Trauben während der Reifezeit abbaut, der Gehalt der „reifen“ Weinsäure aber in jeder Beere gleich bleibt und die Konzentration sich nur durch Verdünnung oder Verdünstung ändert. +++ Noch wichtiger war die Erkenntnis, dass ab der Veraison (bei den weißen Sorten werden die Trauben weich und durchsichtig, bei den roten Sorten beginnt die Verfärbung) alle Inhaltsstoffe zusammen mit dem Zucker in die Beeren gelangen, bzw. ab diesem Zeitpunkt gelangt umso mehr Zucker in die Beeren desto mehr Inhaltstoffe insgesamt einfließen. +++ Neue Perspektiven eröffnen sich mir, und ich mache mir um die Müller-Thurgau-Reben in Taubertal Gedanken, die ich vom Winzerhof Stahl in Auernhofen für 2009 gepachtet habe. +++ Wer diese Parzelle anschauen will, muss bei „Google Earth“ folgende Koordinaten eingeben: 49° 26’ 54’’ N, 10° 07’ 23’’. +++ Es handelt sich um zehn Reihen im obersten Gewann der Lage Tauberzeller Hasennestle, zwischen 337 und 358 Meter NN. +++ Ab Februar 2009 wird in diesem Weinberg viel Pigott-Schweiß fließen!

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Wein des Monats – November 2008

Huxelrebe trocken
2007 Huxelrebe trocken € 5,90 vom Weingut Gysler

Genauso wie in der Musik gibt es beim Wein Trends, Stilwechsel und innovativ Neues. Manchmal aber kommt es zu Ereignissen, die in ihrer Art so radikal sind, dass man von einem Paradigma-Wechsel sprechen kann. Damit meine ich Weine, die unsere Vorstellung von einem Weingebiet oder einer Rebsorte vollkommen auf den Kopf stellen. Solch ein Wein ist der 2007er Huxelrebe trocken vom Weingut Gysler in Weinheim bei Alzey in Rheinhessen. Das ist viel einfacher zu finden als man denkt, weil es direkt dort liegt, wo sich die A61 und die A63 kreuzen. Oh Gott, werden Sie denken. Wieder schreibt Pigott über Rheinhessen, und dieses Mal will er uns erzählen, dass revolutionäre Weine neben einem Autobahnkreuz wachsen! Ja, genau das tue ich, weil es die Realität des deutschen Weins im 21. Jahrhundert ist.
Bislang genoss die Huxelrebe den Ruf, üppige, süße Weine (die aber eine geradezu erotische Saftigkeit haben können!) hervorzubringen. Eine trockene Huxelrebe wurde auch unter Fachleute oft als Unwein angesehen, bestenfalls dazu geeignet, als Kompromissprodukt einen kleinen Kreis von Konsumenten mit merkwürdigem Billigwein zu versorgen. Gyslers 2007 dagegen ist ein richtiges Statement. Mit seinem geradezu explosiven Duft nach gebackenen Aprikosen, ist er enorm fruchtig und ausdruckstark mit einer an Grapefruit erinnernden Frische. Subtil ist er sicher nicht, aber das ist Amy Winehouse auch nicht. Trotzdem macht sie geniale Musik.

Weingut Gysler
Großer Spitzenberg 8
D 55232 Alzey-Weinheim/Rheinhessen
Tel: +49 (0)6731/ 4 12 66
E-Mail: info@Weingut-Gysler.de
Internet: www.Weingut-Gysler.de

Wenn Sie lesen möchten, was Stuart Pigott noch empfiehlt, bestellen Sie jetzt den KGW 2009!

Weingut: Weingut Gysler

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Weintelegramm 36

In der Lage Geisenheimer Mäuerchen befinden sich neben einander drei Versuchsparzellen. +++ Rieslingreben werden in der ersten konventionell, in der zweiten ökologisch und in der dritten biodynamisch bewirtschaftet. +++ Auch das ungeschulte Auge kann die Unterschiede sofort feststellen. +++ In der ersten Parzelle sieht es fast wie im Dschungel aus, in der zweiten ist die Wüchsigkeit deutlich geringer und in der dritten Parzelle sind die Reben noch weniger wüchsig, obwohl überall die gleiche Menge Stickstoff eingebracht wurde. +++ Georg Meisner und Dr. Randolf Kauer haben noch keine endgültige Statistik (die Forschung ist erst im dritten Jahr), aber die Tendenz zu kleineren und lockeren Trauben verläuft parallel zur Rebwüchsigkeit. +++ Damit scheinen die Beobachtungen von vielen Winzer Bestätigung zu finden. +++ Werden zukünftig alle deutschen Winzer biodynamisch arbeiten? +++ Das glaube ich nicht, aber sicher werden manche Methoden des ökologische/bio-dynamische Anbaus in die so genannte konventionelle Anbauweise integriert werden. +++ Ich lerne fleißig und mein Verständnis, wie die Rebe wächst und welche Faktoren den größten Einfluss drauf haben erweitert sich dank den Professoren Hans Schultz und Otmar Löhnertz täglich. +++ Ein Winzer werde ich nicht, aber nächstes Jahr muss ich einen Wein erzeugen und stehe deshalb unter Druck. +++ Am Montagabend habe ich auf Anregung meines Kommilitonen Helmut, Ex-Physiotherapeut, ich einen inspirierenden Rotwein aus Regensburg getrunken. +++ Der 2004 SCHENKELBERG von Georg-Christoph Dauer ist ein wunderbar seidig-geschmeidiger Frühburgunder, leider aber nicht kommerziell erhältlich. +++ Solch ein Qualität ist mein Maßstab! +++ Und der wird nicht leicht zu erreichen sein!

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Weintelegramm 35

Um dieses Telegramm zu versenden, sitze ich im Gartenhäuschen des Weinguts Leitz. +++ Ich teile hier eine winzige Wohnung mit einem Mitarbeiter des Guts. +++ Aber nur in diesem Gartenhäuschen ist der WLAN-Empfang gut, und so höre ich, während ich das schreibe, wie Herbstregen auf das Dach prasselt.+++ Meine Gedanken aber sind bei der globalen Erwärmung, um die es bei mehreren Vorlesungen in Geisenheim in der letzten Woche ging, vor allem in den Vorlesungen von Prof. Hans Schultz. +++ Möglicherweise werden die Winzer hier im Rheingau (und in vielen anderen Gebieten auch) in den nächsten Jahren ihre Rebzeilen von direkt Nord-Süd um 43° biegen müssen, um die Sonneneinstrahlungen nachmittags zu verringern. +++ Denn dann ist es am wärmsten und die Sonnenbrandgefahr am höchsten. +++ Ja, Trauben können Sonnenbrand bekommen! Ein Problem, das erstmals 1998 in größerem Umfang in Deutschland aufgetreten ist. +++ Und das ist nur eine der Methoden, mit der die Winzer auf die großen klimatischen Veränderungen reagieren können. +++ “Die Winzer” das sind auch die Weinbau-Studenten aus Geisenheim. +++ In Wolfgang Pfeifers Vorlesung (und Verkostung) zum Thema die Weinbeurteilung war ich freudig überrascht mitzubekommen, dass viele dieser Studenten keine Lust auf Alkoholbrummer haben. +++ Sie wollen möglichst Weine erzeugen, die Trinkfreude bereiten. +++ Gute Aussichten für die Weinzukunft!

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