Weintelegramm 3

Endlich wieder zu Hause nach zahlreichen Pressekonferenzen für „Wein spricht deutsch“ stop vollkommen ausgepowert stop brauche Beruhigungsmittel und Aufbaunahrung in einem stop greife zu 2005 Blaufränkisch von Moric stop ein kleines Rotwein-Wunder aus dem Burgenland stop warm und kühl zugleich stop nicht weniger lebhaft als sanft stop alles andere als ein flauschiges weißes Kuschelhäschen stop elf Euro neunzig von K & U in Nürnberg stop nach einem Glas habe ich wieder Lust aufs Touren stop the show must go on stop

info@weinhalle.de

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Weintelegramm 2

„Wein spricht deutsch“ erschienen stop begeisterte Anrufe und E-Mails stop auch einige kritische Stimmen stop keine Überraschung bei Winzern, die nicht gelobt oder erwähnt wurden stop heute Abend feiern wir die Ankunft unseres drei Kilo und 30 Gramm schweren Babys im Weingut Flick in Wicker/Rheingau stop viele Flaschen von Flicks 2006 er Vini et Vita werden geköpft stop rassig und mineralisch stop herb und verspielt stop ein wahnsinnig toller Wein für nur fünf Euro fünfzig die Flasche stop info@flick-wein.de

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Weintelegramm 1

Endlich entlassen aus dem Schreibknast stop
“Wein spricht deutsch” in Druck stop
Erscheinung Mitte September stop
Sekt schon kalt gestellt stop
Riesling Brut Weingut Kirsten stop
heitere Lebensfreude aus Klüsserath Mosel stop
neun Euro fünfzig irre Preis-Leistung stop
vergiss Champagner stop
mail@weingut-kirsten.de stop

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Wein des Monats Januar 2008

KEIN NACKTARSCH IM WINTER !
2006er Kröver Steffensberg Riesling Auslese

Weingut Martin Müllen/Mosel

Auch wenn die Bezeichnung auf Etiketten gesetzlich verboten ist, weiß jeder, was unter „Sommerwein“ zu verstehen ist – ein frischer, herber Weißwein. Dagegen ist der Begriff „Winterwein“ gar nicht geläufig. Es gibt jedoch eine verbreitete Vorstellung von dem richtigen Tropfen für die Wintermonate: ein schwerer, trockener Rotwein. Auch wenn solche Gewächse ziemlich effektiv als Gegenmittel für die Winterkälte funktionieren können, müssen „Winterweine“ keinesfalls immer rot oder gar trocken sein. Erst vor wenigen Wochen habe ich den Begriff „Winterwein“ zum ersten Mal akustisch wahrgenommen, und Müllen meinte damit bestimmte, edelsüße Mosel-Rieslinge.

Er ist nicht nur auf diese Stilrichtung (neben starken trockenen Rieslingen) spezialisiert, sondern regelrecht davon besessen. Sein 2006er Kröver Steffensberg Riesling Auslese ist ein perfektes Beispiel eines „Müllen-Winterweins“, kräftig und saftig mit einer nachhaltigen Kräuterfrische. Der einzige Grund, warum dieser sagenhafte Wein 16,90 Euro statt 26,90 Euro kostet, ist der Ortsname auf dem Etikett. Bei der Erwähnung von Kröv denken viele Weinkenner an ein süßes Touristen-Abfertigungsmittel namens Kröver Nacktarsch. Dieser Griff-ins-Klo-Marketing-Gag der 1970er liegt so weit ab von Müllens Spitzenweinen wie nur irgend denkbar !

info@muellen.de

Weingut: Weingut Martin Müllen in Trarben-Trarbach/Mosel

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Wein des Monats Dezember 2007

2004er ÜBERMUT vintage muscat

Dass man alles ganz anders machen kann, haben die Pfälzer Jungwinzer Thomas Hensel aus Bad Dürkheim, Markus Schneider aus Ellerstadt und Karsten Peter aus Bad Dürkheim 2003 schon mit dem ersten überzeugenden deutschen „Vintage Port“ bewiesen. Portwein aus der Pfalz? Ja, trotz jeder Menge Geschrei – „Das funktioniert einfach nicht !“, „Vollkomener Unsinn !“, „Das darf man nicht!“ – ergaben die mit Füßen getretenen Trauben der zukunftsträchtigen deutschen Rebsorte Cabernet Cubin einen pechschwarzen, unglaublich gerbstoffgeladenen und hocharomatischen Süßwein, der für Staunen sorgte.

Als im März 2006 auf der ProWein Hensel und Schneider (Peter war inzwischen ausgeschieden, führt jetzt Schloss Westerhaus in Ingelheim/Rheinhessen) bekanntgaben, der Wein würde nicht wie ursprünglich geplant „Sex Machine“ sondern „Übermut“ heißen, haben manche Sommeliers und Journalisten dem Duo fehlenden Mut vorgeworfen.

Jetzt aber ist ihr zweiter „Vintage Port“ auf dem Markt erschienen. Er ist weiß und sorgt wieder für viele herunterhängende Kinnladen! Der Wein stammt zu 100 Prozent aus der mega-outen Muscat-Ottonel-Traube, hat 18 Prozent Alkohol und ist ziemlich süß; Lichtjahre entfernt vom geschmacklichen Profil gängiger Modeweine. Nach Zitronen, Zitronat, Mandeln und Blütenhonig duftet er, sehr geschmeidig aber auch fest schmeckt er, die Süße wunderbar aromatisch. Er ist ein genialer Wein passend zu den ganzen Weihnachtssüßigkeiten, fast ein komplettes Weihnachten im Glas!

uebermutweine@aol.com

Weingut: Thomas Hensel & Markus Schneider/Pfalz

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Wein des Monats November 2007

2006er Bremmer Calmont Riesling „Goldkapsel“

Die herben Rieslinge des 2006er Jahrgangs an der Mosel sind fast alle ziemlich extrem, entweder extrem beeindruckend oder (leider allzu oft) extrem disharmonisch. Die Edelfäule kreuzte Anfang Oktober massiv auf und sorgte für fast optimale Traubenqualität für edelsüße Weine; üppige Auslesen, Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen gab es in Hülle und Fülle! Aber genau solche Trauben machen die Erzeugung von harmonischen herben Rieslingen enorm schwierig. Dann sind schlanke und elegante Weine, wie man sie mit der Mosel assoziiert, fast unmöglich. Nur die Winzer, die früh mit der Lese angefangen und sämtliche Botrytis-Trauben entfernt haben, wie Weingut Dr. Loosen in Bernkastel (www.drloosen.de) haben das geschafft, aber auch das sind (so gut wie sie sind) wiederum ganz untypische Weine für den Jahrgang.

Ganz treu dem Jahrgangstypus und ebenso gelungen ist der 2006er Riesling „Goldkapsel“ aus der Spitzenlage Bremmer Calmont von Weingut Franzen in Bremm. 16 Euro ist nicht wenig für eine Flasche Wein, aber es handelt sich um einen grandiosen herben Riesling, der zugleich üppig und fein, wunderbar ausgewogen und markant-mineralisch im Finale ist. In Kontext der feinherben Moselweine des Jahrgangs ist 13% Alkoholgehalt auch moderat, und die wenigen Gramm unvergorene Traubensüße sind perfekt integriert. Sicher ist das nicht mein Idealwein zum zarten Fischgericht, aber zum gebratenen Freilandhuhn mit Morchelsoße oder geschmorten Entenschenkeln mit Teltower Rübchen kann ich mir nichts besser vorstellen, außer vielleicht einen älteren Jahrgang des gleichen Weins.

Weingut: Weingut Franzen, Bremm/Mosel

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Wein des Monats Oktober 2007

2006er Herzstück Riesling

Nichts in die Weinwelt ist statisch, sondern alles befindet sich in ständiger Bewegung. Was die Qualität betrifft, gibt es keinen Stillstand, bzw. keine Konstanz. Spiralförmig bewegt sich hier alles entweder in einer Teufelsspirale nach unten, oder die Qualitätsspirale dreht sich nach oben. Dieses Bild habe ich in Wein spricht deutsch für die Terrassenmosel verwendet, weil dieses Gebiet vor nur wenigen Jahren eine dramatische Kehrtwendung zum Positiven hinlegte, als sich dank Reinhard Löwenstein vom Weingut Heymann-Löwenstein in Winningen (www.heymann-loewenstein.com) und Ulrich Franzen vom Weingut Reinhold Franzen in Bremm (www.weingut-franzen.de) eine ganz neue Art des herben Mosel-Rieslings entwickelte: großzugig, vielschichtig und ungemein würzig-mineralisch.

Zuerst sah es aus, als ob diese Entwicklung die benachbarte Mittelmosel gar nicht beeinflussen würde, auch weil dort die großen Riesling-Weine seit langem eine gewisse natürliche Süße besitzen. Aber dieser erste Eindruck war trügerisch, weil einige neue Erzeuger an der Mittelmosel, wie das Weingut Kirsten in Klüsserath (www.weingut-kirsten.de), schon dabei waren, neuartige trockene Moselweine zu entwickeln, die auf ähnlicher Wellenlinie wie Löwenstein und Franzen liegen. Die Weine von Bernhard Kirsten und Inge von Geldern aus den letzten Jahrgängen sind im konservativen Mittelmosel-Kontext geradezu revolutionär, wie ihr 2006er Herzstück Riesling (12 Euro ab Hof, ein wenig mehr im Handel) zeigt. Kräftig und konzentriert – seine 13,3 Volumenprozent Alkohol trägt dieser Wein mit links – mit üppigen exotischen Fruchtnoten, aber auch mit einer nachhaltigen mineralischen Frische ist dieser Weine so weit wie nur irgend möglich von den schmalen, saueren, trockenen „Möselchen“ der Vergangenheit entfernt.

PS Bei der großen Wein spricht deutsch-Veranstaltung in Rüsselsheim am Sonntag, den 7. Oktober (Danke an Herrn Jansen von der Bücherstube für den riesigen Aufwand!), hat mich die sich ständig bewegende Weinwelt wieder überrascht. Bis dahin glaubte ich, mit 13,3 Volumenprozent Alkohol sei das zumutbare Maximum für einen Mosel-Riesling erreicht. Der 2006er Josephshöfer Großes Gewächs von Weingut Reichsgraf von Kesselstatt (www.kesselstatt.com) aber verfügt über ganze 14,1 Volumenprozent Alkohol. Dieser Wein besitzt zwar eine barocke Opulenz, aber auch eine sehr überzeugende Harmonie. Die Erfahrung lehrt, dass solche Weine sich mit den Jahren verschlanken, statt auseinander zu gehen. Man muss nur Geduld haben. Herzstück und Josephshöfer werden ihren Babyspeck abwerfen und sich in elegante Giganten verwandeln!

Weingut: Weingut Kirsten/Klüsserath

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Wein des Monats September 2007

Wagner-Stempel – 2006
Scheurebe trocken, 8,50 €

„Unsere Gesellschaft hat sich geändert“, sagte mir Markus Schneider, der junge wilde Winzer aus Ellerstadt/Pfalz (www.weingutschneider.de), Juli 2005. Der Wein ändert sich nicht nur, weil es immer wieder einen neuen Jahrgang gibt und der Wein in der Flasche reift, sondern auch weil wir Konsumenten uns ständig ändern.

Noch vor wenigen Jahren waren die Weine der Neuzüchtung Scheurebe mega-out und so wenig salonfähig wie nur denkbar. Nur wenige Spezialisten wie Weingut Pfeffingen in Bad Dürkheim/Pfalz (www.pfeffingen.de) konnten saftige Weine aus der duftstarken Traube mit Riesling-Verwandschaft erfolgreich vermarkten. In ihrer rheinhessischen Heimat – sie ist 1917 von Georg Scheu in Alzey gekreuzt worden – war sie ein allgegenwärtiger Ladenhüter.

Erst als Philipp Wittmann vom gleichnamigen Weingut in Westhofen/Rheinhessen (www.wittmannweingut.com) 2000 seine trockene Scheurebe selbstbewusst als „unser Sauvignon blanc“ anpries, begann sich die Stimmung zu drehen. Inzwischen haben die Wittmanns nicht genug Scheu, um die Nachfrage zu befriedigen, obwohl sie ihre Fläche ziemlich vergrößert haben ! Das, was vorher als Nachteil galt – die starken schwarzen Johannisbeer- und Grapefruit-Aromen der Sorte – wird jetzt vom Publikum eindeutig geschätzt.

Weingut: Weingut Wagner-Stempel in Siefersheim

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